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Er ging vom ältesten Auftreten der Chatten in der Geschichte aus, berührte das Aussterben der Gisonen, das Abscheiden des letzten Thüringisch-Hessischen Landgrafen Heinrich Raspe (1247), den Hessisch-Thüringischen Erbfolgestreit, hob die Bedeutung des Auftretens der Sophie von Brabant, der Tochter der heiligen Elisabeth als Erbin eines Theils der später eigentlich hessischen Lande hervor und wies auf die Bedeutung hin, welche speziell die Belehnung des Gemahles der Sophie, des Landgrafen Heinrichs des Kindes mit einem Reichslehen hatte. Hierdurch war Heinrich in den Reichsfürstenstand erhoben. Der Herr Vortragende schilderte die Vorgänge bei dieser Belehnung und verfolgte die hessische Geschichte bis zur Neuzeit. Er schloss mit dem Wunsche, dass hessischer guter Brauch und Sitte sich noch recht lange erhalten möchten und forderte die Anwesenden auf, das Hessenland dreimal hoch leben zu lassen, was mit ungetheilter Begeisterung geschah.

Sodann redete Herr Konservator Dr. Bickell über ältere mechanische Kunstwerke.

Der Herr Vortragende erörterte den Begriff des mechanischen Kunstwerkes, führte aus, dass man gewohnt sei, Hervo und Vitruv als die ersten Erfinder solcher Kunstwerke, natürlich mit Unrecht, zu betrachten, setzte auseinander, wie durch die Araber in Spanien solche Kunstwerke im Abendlande bekannt geworden seien und ging dann auf die Besprechung einzelner solcher Kunstwerke über. Er behandelte namentlich die Orgeln, Uhren, spätere künstliche Globen, Mühlen, Wasserhebewerke, Feuerspritzen. Hervorgehoben seien hier nur einige der speziell hessischen Stücke dieser mechanischen Kunstwerke. Von künstlichen Turmuhren hob der Herr Konservator die schon 1352 erwähnte Frankenberger hervor, ebenso die Fritzlarer vom Jahre 1383. Auf der Frankenberger wurde der Vorbeizug der heiligen drei Könige durch das Schlagwerk bewegt, die im Mittelalter beliebteste Darstellung an Uhren. Von den künstlichen Globen wurden die auf Veranlassung des Landgrafen Wilhelm des Weisen angefertigten besprochen, welche noch wohlerhalten in Kassel und Marburg sich befinden. Von hessischen Mühlwerken sind als die ältesten erwähnt die Mühle in Helsa, welche 1058 vorkommt, die Elwinimühle in Marburg. Herr Dr. Bickell ging weiter auf den Betrieb der mechanischen Konstruktion der Mühlenwerke ein, und behandelte weiter das Wasserhebewerk in Grünberg, welches 1419 von einem Meister Heinrich in Hatzfeld eingerichtet wurde. Die Röhren der mit diesem Druckwerke verbundenen Wasserleitung waren von Zinn und Blei. Von älteren hessischen Wasserhebewerken wurden noch das auf unser Marburger Schloss führende und das Frankenberger hervorgehoben; beide gehören noch dem XVI. Jahrhundert an. — Die älteren Feuerspritzen waren natürlich ohne konstanten Strahl, da sie keine Windkessel hatten. Der Herr Konservator war in der Lage nachweisen zu können, dass jedoch die Einrichtung des Windkessels eine viel ältere ist, als gewöhnlich angenommen wird, da sie ihm schon in einem Manuskripte des XV. Jahrhunderts vorgekommen ist. Von älteren hessischen Feuerspritzen erwähnte er den von ihm noch gesehenen Witzenhäuser Bock, eine einstiefelige Spritze,

 

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