..

85

ohne Windkessel, welche einen so starken Strahl hervorbrachte, dass sie zum Einrennen von Gefachen brennender Häuser verwendet werden konnte. Der Herr Konservator bedauerte es, und von seinem Standpunkte aus kann man ihm nur Recht geben, dass bei Umänderung der alten Spritzen, wie die Anforderungen unserer Zeit es gebieten, so gründlich vorgegangen sei, dass in Hessen kaum noch eine Spritze vorhanden sei, an welcher man die alten mechanischen Einrichtungen und die durch Holz-, Eisenwerk und Bemalung häufig sehr kunstvolle Ausstattung solcher älteren Spritzen studieren könne. — Da die Zeit eben sehr vorgeschritten war, so brach der Herr Vortragende hier ab, stellte es jedoch in Aussicht, in späteren Vereinssitzungen seine Mittheilungen fortzusetzen.

Am Schlusse legte Herr Buchhändler Braun eine Anzahl in jüngster Zeit von ihm erworbener Porträts hessischer Landgrafen in Kupferstichen vor, welche den Anwesenden namentlich durch ihre tadellose Erhaltung gefielen. Erwähnt sei noch, dass in dieser Sitzung der Vorsitzende über die zum Besten des Zweigvereins beabsichtigte Ausstellung von Werken hessischer Künstler, welche durch in Marburger Privatbesitz vorhandene Kunstwerke zu einer Kunstausstellung allgemeineren Charakters erweitert werden sollte, berichtete, auf die durch sehr mühevolle Arbeit gewonnene Uebersicht der ausstellungsfähigen Kunstwerke näher einging, jedoch beantragte, den Vorstand zu ermächtigen, um das Unternehmen auf sichere finanzielle Basis zu stellen, die Erlaubnis zu einer Kunstlotterie zu erwirken. Die Versammlung billigte nach längerer Debatte diesen Vorschlag, da der erhoffte Ueberschuss der Vereinssammlung zu Gute kommen und zur Unterstützung von verschiedenen geplanten wissenschaftlichen Publikationen dienen sollte. Der Vorstand that hierauf die nöthigen Schritte, die Erlaubniss zur Kunstlotterie wurde jedoch nicht gewährt, so dass die bisher im Interesse der Vereinsbestrebungen aufgewandte grosse Mühe vergeblich war und leider anscheinend für immer die Möglichkeit, einige geplante grössere wissenschaftliche Werke von dem Erlöse der Kunstlotterie erscheinen zu lassen, damit abgeschnitten ist.

Die vierte, am 1. Juni 1892 abgehaltene Sitzung wurde durch geschäftliche Verhandlungen ausgefüllt; auch fand die Vorstandswahl statt. Gewählt wurden die bisherigen Herren, also zum Vorsitzenden: Herr Archivrath Dr. Könnecke, zu dessen Stellvertreter Herr Oberst a. D. Nebelthau, zum Konservator Herr Dr. Bickell, zum Mitgliede des Redactionsausschusses Herr Geh. Regierungsrath Dr. Münscher.

Fünfte Sitzung am 18. November 1892. Den Hauptvortrag hielt Herr Pfarrer Heidmann aus Michelbach über die Geschichte des Klosters Caldern.

Das Gericht Caldern nebst Marburg und dessen 4 sogenannten Hausdörfern bildete ein aus der Gisonischen Erbschaft herstammendes Allod der thüringischen Landgrafen und umfasste einen schmalen

 

..

 
 
vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite