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Klostergefällen, ablösbar mit 70, bezw. 110 fl. die Aebtissin G. von Störmede befindet sich nicht unter den „Abgefertigten“, welche sich nun aus dem „Stande der vermeinten Geistlichkeit in ein gemein christliches Leben zu begeben verursacht wurden.“ Die Verwaltung der Klostergüter wurde einem Vogte Jacob Orth übergeben.

Das Kloster Caldern ist das Marburg nächst gelegene Frauenkloster, das mit der Entwicklung der Stadt in engem Zusammenhang steht. Das XIII. Jahrhundert ist das Zeitalter der meisten hessischen Städtegründungen, auch Marburgs. Da zogen viele Bewohner in die Stadt, wo sie Schutz und Erwerb fanden. Diese nannten sich nach ihren Herkunftsorten: von Fronhausen, Warmshausen, Biedencap u. s. w. und bewirtschafteten anfangs ihre Güter noch von der Stadt aus, verkauften dieselben aber vorwiegend an das Kl. Caldern, da die Kirchen und Klöster die dazu erforderlichen Mittel besassen und die Cistercienser für Ackerbau und Kultur des Landes besonders thätig gewesen und auch Caldern im Zusammenhang mit Rodungen bei Warzenbach und Brungershausen vorkommt. Auch in Marburg selbst erwarb das Kloster mehrere Häuser, Gärten und Renten. Sodann bestand in Marburg nur ein Frauenkloster, das Haus Nazareth, Franziskanerinnen, das jüngeren Datums (1476) war. Daher brachten die Marburger Patricierfamilien Im Hofe, Schütz, Biedencap, Müssern, Schenebein u. a. ihre Töchter vornehmlich ins Kloster Caldern und versorgten sie darin. Das Einkaufsgeld betrug in der Regel l Mark (= 8 Thlr.), welche auf Häuser etc. für die Schwester beim Eintritt als Leibzucht und dann als Jahrgedächtnisstiftung ihrer Familie oder für die Infirmerie dem Kloster verschrieben wurde. Solche Jahrgedächtnisse stifteten namentlich der 1308 resignirte Pfarrer Heinrich im Hofe zu Gossfelden im Jahre 1324 für den St. Catharinentag, dessen Bruder der Offizial und Canonikus Mag. Diedrich im Hofe zu St. Stephan zu Mainz und Paulus im Hofe, Burgmann zu Marburg 1372 und 1378 auf den Tag vor Maria Magdalena, ebenso dessen Schwäger Siegfried von Biedencap 1350 und Engel Schenebein 1377.

Die Ankäufe von den Marburger und andern Bürgern dauern bis 1305, dann folgen Ankäufe von bäuerlichen Besitzungen. Viel umfangreicher waren die Zuwendungen seitens der benachbarten adligen Familien Hohenfels, Buchenau, Weitershausen, Gülden, Kolbe von Gladenbach beim Eintritte ihrer Töchter und die Ankäufe durch die von Bicken, Laurbach, Hatzfeld, Ruding zu Bottendorf. Die grösste testamentarische Zuwendung war die des Ritters Heinrich Zoller (1325) von Gütern zu Willershausen. Mit dem Nachlassen der religiösen Bewegung im XIV. Jahrhundert um das Jahr 1370 werden die Zuwendungen seltener und im XV. Jahrhundert hat das Kloster sich oft seines Besitzes auf dem Prozesswege zu erwehren, der aber nicht vor den geistlichen Gerichten, welche die Landgrafen nicht zuliessen, sondern vor Schultheiss und Schöffen zu Marburg statthatte.

Im übrigen ist über die Geschichte des Klosters wenig bekannt. In dem Kriege der alten Minne 1375—1377 wurden Caldern und das Kloster vom Grafen Johann von Nassau verwüstet und geplündert. Sein Besitz beschränkte sich im All- [Allgemeinen]

 

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