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mehr fassen konnte, fand eine Auswanderung auf das rechte Ufer der Fulda statt, die zu der Entstehung der Neustadt führte. Beide Stadttheile wurden erst im Jahre 1607 zu einem einheitlichen bürgerlichen Gemeinwesen vereinigt.

Die Neustadt erhielt durch die Landgräfin Mathilde, die Gemahlin Landgraf Heinrichs I, die ersten kirchlichen Gebäude, das nach der früh verstorbenen, damals schwärmerisch verehrten Fürstin und Landgräfin benannte Elisabeth-Hospital nebst Capelle. Auf derselben Stätte, wo dieses Hospital stand, wurde im Jahre 1370 der Grund zu der jetzigen Stiftskirche gelegt.

Die Ursache der Erbauung derselben war folgende. Die St. Jakobi-Kirche, welche im Jahre 1252 zu einer Collegiatkirche erhoben war (d. h. seitdem von einer grösseren Anzahl Geistlicher gemeinsam bedient wurde), bot bei der zunehmenden Vergrösserung der Altstädter Gemeinde bald keinen Raum mehr, weshalb Dechant und Capitulare ihren Landesherrn um Überweisung eines geeigneten Platzes zum Zwecke der Erbauung eines grösseren Kirchengebäudes baten. Auf diese Bitte hin wurde dem Capitel von Seiten des Landgrafen im Jahre 1356 bei dem Hospital St. Elisabeth eine Baustätte überwiesen. Auf diese Weise wurde das St. Jacobi-Stift aus der Altstadt in die Neustadt verlegt, gleichzeitig aber das Neustädter Hospital mit dem der Altstadt vereinigt und neben der St. Georg-Capelle angelegt.

Behufs Inangriffnahme des Baues der neuen Kirche bedurfte es zunächst der Herbeischaffung der dazu erforderlichen Geldmittel, welche anfänglich nur spärlich flossen. Obgleich dem Stifte im Laufe der Zeit reiche Gaben an Geld und Grundbesitz zutheil wurden, und auch die hessischen Landgrafen, besonders Heinrich II, Ludwig der Ältere wie der Jüngere und Wilhelm der Mittlere nebst seiner Gemahlin Islande von Calabrien darin wetteiferten das Unternehmen zu fördern, ging der Bau doch nur langsam vorwärts. Über 100 Jahre lang blieben die Chorherren zur Abhaltung des Gottesdienstes auf den Chorraum beschränkt. Erst im Jahre 1501 war das ansehnliche Gotteshaus vollendet, nach

 

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