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[gestellten] stellten Kirche der heiligen Elisabeth, der schon bald nach der Canonisation nicht nur als Hauptheilige von Hessen und Thüringen, sondern in ganz Deutschland als Nationalheilige verehrten Frau, aus. Er wies nach, wie der ihr zu Ehren in der Kirche angestellte Cultus (es waren in seiner Blüthezeit 14 Geistliche, 8 Priester, 2 Diaconi, 2 Subdiaconi und 2 Acolythi. bestellt) auch ein reiches Cultusmaterial bedingte, das auch geschaffen werden konnte, da durch reichlich zugewandte Spenden seitens des hessischen Landgrafen sowie des Adels, aber namentlich der zahlreichen Pilgerscharen die Mittel hierzu reichlich flossen. Einzelne Prachtstücke wurden der Kirche von Fürsten, die zum Grabe der Heiligen gewallfahrtet, zugewandt: so 1236 eine goldene Krone durch Kaiser Friedrich II und 1357 ein Ring mit einem grossen Rubin durch Kaiser Karl IV. Auch die Würde des Priors, als durch Papst Innoncenz IV im Jahre 1246 infulirten Würdenträgers, bedingte die Stiftung eines prächtigen Inful und eines nicht weniger kostbaren Bischofsstabes. Vom Bestande des Schatzes geben uns zuerst die beim Personenwechsel im „Heiltum ampte“ aufgestellten Inventare näheren Aufschluss. Das älteste ist vom Jahre 1480; ferner sind solche aus den Jahren 1489, 1498, 1506, 1526 vorhanden. Im letztgenannten Jahre sollen dem Landgrafen Philipp „400 Mark Silbers und mehr, angeschlagen für 6000 fl. aus dem Haus Marpurg und der Kirchen“ zu Bestreitung der Kosten des Bauernkrieges ausgeliefert worden sein, die erste bedeutendere Einbusse, von der man Kenntnis hat. Wichtig sind besonders die Protocolle vom Jahre 1546, als Philipp vor dem Ausbruch des Schmalkaldischen Krieges den gesamten Schatz nach der Festung Ziegenhain in Sicherheit bringen liess, und das bei der Rücklieferung von da im Jahre 1548 aufgestellte Inventar. Es beschreibt bald diese oder jene Gruppe des Schatzes genauer und ausführlicher, so dass man, wenn man die Beschreibungen der noch erhaltenen Schätze anderer Cathedralen und Klöster hinzuzieht, von den meisten bedeutenderen Stücken des einstigen Kirchenschatzes bei St. Elisabeth sich ein ziemliches Bild machen kann. Es handelt sich ausser den Prachtgeräthen aus Metall um viele Hunderte der prachtvollsten Paramente, die alle aufzuführen wir uns leider hier versagen müssen. Es ist aber durch die Arbeiten des Herrn Professors v. Drach festgestellt, dass dieser Kirchenschatz den Kirchenschätzen der reichsten Cathedralen an Stückzahl, künstlerischem und materiellem Werte gleich stand. Aufbewahrt wurde der Schatz in der Küsterei, d. h. in der jetzigen Sacristei und in dem Raume, wo jetzt der Sarkophag steht, welcher das einzige, allerdings auch grösste und wertvollste Prachtstück aus dem alten Kirchenschatze ist, das sich erhalten hat und der Elisabethkirche verblieb. Die Zerstreuung des Schatzes begann nachweislich 1584. Seit dieser Zeit, namentlich bis zum Jahre 1599 hin wurden die meisten der erwähnten Kostbarkeiten an die Hochmeister des Deutschen Ordens nach Mergentheim verschenkt und verkauft; die hiesigen Comthure und Deutschherren wollten sich damit namentlich die Gunst ihres Vorgesetzten erwerben und erhalten. Der vom Hoch- und Deutschmeister Maximilian (1595—1618) besonders gepflegte Mergentheimer Ordensschatz setzte sich namentlich aus solchen Marburger Stücken zusammen ; er hat mannigfache

 

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