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Schicksale erlebt, wurde verschiedentlich geflüchtet und kam zuletzt (1809) nach Wien, wo die noch immer sehr ansehnlichen Reste bis vor wenigen Jahren im österreichischen Museum für Kunst und Industrie öffentlich ausgestellt waren. Als nach den unglücklichen französischen Kriegen im Anfange unseres Jahrhunderts die Wiener Silberablieferungscommission, um Geld zu schaffen, ihre für so viele mittelalterliche Kunstwerke verhängnissvolle Thätigkeit begann, fiel ihr auch der grösste Teil des geflüchteten Mergentheimer Schatzes zum Opfer; dass hierunter auch die wenigen aus Edelmetall gearbeiteten Prachtstücke, welche noch aus dem Elisabethenschatze herrührten, begriffen waren, wurde nachgewiesen und ist besonders zu beklagen. Ob vielleicht von zwei aus Marburg stammenden lithurgischen Büchern, einem Evangeliar und dem sog. Psalter S. Elisabethen, deren kostbare Einbände damals vernichtet wurden, die Manuscripte selbst noch existiren, konnte Professor v. Drach seither noch nicht feststellen. Einige Stücke verdanken nachweislich anderen Katastrophen ihren Untergang, so gingen z. B. die Bischofsmitra und der Bischofsstab 1642 in der Schlacht bei Leipzig verloren, wohin sie vom Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Leopold Wilhelm, der zugleich die Bisthümer Strassburg, Passau und Olmütz innehatte, mitgeführt worden waren. — Dass im Laufe der letzten drei Jahrhunderte manches Stück aus dem Schatze auch andere Wege ging, wurde weiter dargelegt; sonst schon bekannt ist es, dass die Krone sowie viele Reliquien der h. Elisabeth in das Kloster Altenburg bei Wetzlar gekommen waren. Hier wurden noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts die neueintretenden Novizen mit dieser Krone gekrönt. Professor von Drach ist dem Verbleiben einzelner Stücke nachgegangen, wo sich nur Spuren zeigten. Er erwähnte, dass vielleicht in der Kirche zu Wachbach bei Mergentheim sich weniger wertvolle Stücke aus dem Elisabethenschatze befänden, und zeigte schliesslich die Abbildung des jetzt in Klagenfurt vorhandenen Mantels der h. Elisabeth mit der Bemerkung, dass es recht wohl das in den Inventaren unter dieser Bezeichnung immer vorkommende Stück sein könne. — Von Notizen anderer Art, die der Vortragende bei Gelegenheit seiner Studien über den Gegenstand seines Vortrags gesammelt hatte und mittheilte, sei nur die über den Bestand des Weinkellers in der Firmanei des Deutschordens zu Marburg (der bekanntlich bis zur Aufhebung des Ordens das Privileg des Weinschankes hatte) aus dem Jahre 1543 hervorgehoben. Hiernach war neben Rüdesheimer Berg und Gelnhäuser Wein namentlich Ketzerbächer und anderer Marburger Wein in ziemlicher Fülle in den Kellern der Firmanei vorhanden.

Es folgten diesem Vortrage noch eine Reihe kleinerer Mittheilungen. Zunächst legte der Vorsitzende eine Reihe von Ansichten von Cistercienserklöstern aus dem Jahre 1517 vor, unter denen namentlich die von Kloster Haina und Kloster Arnsburg für uns von besonderem Interesse sind. Ferner zeigte er drei jüngst von der Carthause St. Johannesberg (bei Felsberg) gemachte Photographien, die im Auftrage einer schweizerischen gelehrten Gesell- [Gesellschaft]

 

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