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3) Zu Marburg.

Im verflossenen Vereinsjahre wurden fünf Ausflüge unternommen, und zwar wurde 1) am 5. April mit dem Oberhessischen Geschichtsvereine der Pfalgraben im Gebiete des Klosters Arnsburg begangen; 2) wurde am 30. Juni eine Tagestour nach Schloss Eisenbach gemacht, dessen Besichtigung sein jetziger kunstsinniger Besitzer, Herr Kammerherr Freiherr von Riedesel in liebenswürdigster Weise ermöglicht hatte; 3) folgte die Besichtigung der namentlich durch ihre bauliche Anlage kunstgeschichtlich wichtigen Kirche in Niederasphe am 14. Juli; 4) wurde am 5. September die Kirche in Dautphe und 5) am 18. October der Blankenstein bei Gladenbach und die Stadt selbst besucht.

Sitzungen mit Vorträgen fanden vier statt. Zwei Sitzungen — die vom 22. September und 22. Februar — wurden durch kürzere und kleinere Mittheilungen aus dem Gebiete der hessischen Kunst- und Culturgeschichte, der politischen und der Kriegsgeschichte ausgefüllt, welche namentlich durch die Herren Professor Dr. Schröder, Archivrath Dr. Reimer, Oberst a. D. Nebelthau und den Vorsitzenden gemacht wurden. In zwei Sitzungen — am 17. November und 26. März — wurden längere Vorträge gehalten, deren Inhalt nachfolgend mitgetheilt wird. Es sprach nämlich am 17. November Herr Pfarrer Heldmann von Michelbach „über die Rhenser Pfandwahl.“ Er führte aus:

Dem Grafen Philipp von Katzenellenbogen, welcher „die allgemeine Geldquelle am Rheinstrom“ für seine bedrängten und verschuldeten Nachbarn war, bestellte Erzb. Dietrich II. von Cöln drei Pfandschaften über Rhens wegen 9000 Gfl., Rolandseck wegen 7000 Gfl. und Linz wegen 16000 Gfl. Auf letzteres wurde 1456 auch die Schuld an Rolandseck übertragen. Diese Pfandschaften und Forderungen kamen 1479 nach Philipps Tod mit seinen Grafschaften an seinen Schwiegersohn Heinrich III. von Oberhessen und dessen Sohn Wilhelm III., welcher die cölnische Schuld bei Katzenellenbogen von 44583 fl. seinem Oheim dem Erzb. Hermann IV. zu Liebe im Jahre 1492 auf 25000 fl. ermässigte, während die Pfandschaft an Rhens bis 1629 fortbestand. Die gedachte Schuld von 25000 fl. ist aber wahrscheinlich niemals von Kurcöln an Hessen bezahlt worden. Die Stadt Rhens ist fast nie in unmittelbarem cölnischen Besitz, sondern seit 1182—1729 stets verpfändet gewesen, bald an die Erzbischöfe von Trier, zu deren kirchlichen Sprengel sie gehörte, bald an umwohnende Ritter- [Rittergeschlechter]

 

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