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Bücherbesprechungen.

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Schmidt, Rudolf. Ein Kalvinist als kaiserlicher Feldmarschall im dreissigjährigen Kriege. Nach den Akten der Wiener Archive dargestellt. Berlin (Fussinger). 1895. [IV u.] 172 S. 8°.

Der Kalvinist ist Melander, Graf von Holzappel, im dreissigjährigen Kriege, zunächst (von 1633 bis 1640) General-Lieutenant in hessen-kasselschen Diensten, dann Oberster des niederrheinisch-westfälischen Kreises, endlich kaiserlicher Generalissimus. Die Zeit der hessischen Dienste behandelt Abschn. II des vorliegenden Werkchens, das mit Zugrundelegung der Akten der Wiener Archive geschrieben hauptsächlich, wie auch der Titel angibt, das Leben Melanders nach seinem Austritt aus dem Dienste der Landgräfin Amalie Elisabeth ins Auge fassend hierfür mancherlei Neues beibringt. Der Verfasser weist darauf hin, dass der letzte Theil des dreissigjährigen Krieges den Charakter eines Religionskrieges völlig verloren habe, da auch ein Kalvinist an der Spitze der kaiserlichen Heere habe stehen können, und stellt als die lauteren Beweggründe Melanders, des Kaisers Dienste zu suchen, seine Liebe zum deutschen Vaterlande und seinen Hass gegen die Fremden hin, denen es nur um die Schwächung des Reiches zu thun war. Mit diesen Fremden, Schweden und Franzosen, stand Hessen-Kassel im engsten Bunde, und so wird dessen Verhalten stets im ungünstigsten Lichte gezeigt. Melanders Anschauungen sind die allein richtigen, die Politik Landgraf Wilhelms V. und später seiner Gemahlin Amalie Elisabeth ist starrköpfig und verkehrt. Dass die Vorwürfe, welche man der hessen-kasselschen Politik machen kann, nicht ganz unbegründet sind, zumal mit Rücksicht darauf, dass das Land Unsägliches davon leiden musste, darf zugegeben werden. Immerhin vertritt der Verf. Hessen-Kassel gegenüber einen sehr einseitigen Standpunkt; die Vorbedingungen für dessen Verhalten lagen in dem Marburger Erbschaftsstreit und in der steten Begünstigung Darmstadts durch den kaiserlichen Hof auf Kosten Kassels. Hätte der

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