MHG, 1894, S. 71

an alte Kultusstätten, Kirchen u. dergl. anknüpfen. Ein solcher Fall scheint hier vorzuliegen: der Kirchenberg nächst der Stadt ist jene Anhöhe, welche 10 Min. S.W. von Zierenberg jetzt noch „Hilbolzer Kirche“ heisst. Daselbst lag das ausgegangene Dorf Hildeboldessen, auf der Höhe stand seine Kirche und um diese herum wurden die Todten bestattet. *) Dass die Phantasie des Volkes einen solchen Ort mit Geistern zu bevölkern liebt, ist eine sehr gewöhnliche Erscheinung. Uebrigens hat im hessischen Sachsengau noch ein anderer Geist sein Wesen getrieben, Hodeke, von welchem Falkenheiner erzählt. Er machte ähnliche Streiche wie Reyneke. **) Der Bärenberg, in welchem ebenfalls Geister hausen, liegt dicht bei Zierenberg [S.W.]; die von Potthast versuchte Besserung des Textes in Derenberg kann nur darin ihren Grund haben, dass der verdienstvolle Herausgeber der Chronik von dem Vorhandensein eines Bärenbergs nichts gewusst hat.

Interessant ist die Erwähnung der Belagerung des Schlosses Haldessen, von welcher wir, soviel uns bekannt, nur durch die Limburger Chronik unterrichtet sind. Man schloss (1350) einen Vertrag mit den Belagerten, dass dieselben die Burg übergeben sollten, falls binnen Monatsfrist der Erzbischof von Mainz keinen Entsatz gebracht haben würde. Derselbe blieb aus und das Schloss wurde den Hessen eingeräumt; vier Jahre später ist es in den erneuten Streitigkeiten zwischen Hessen und Mainz in Folge eines Vertrags durch Stefan von Schartenberg geschleift worden.

Hermann von Schartenberg, der Freund Reynekes war der Grossneffe Stefans; ihm hat der Verkehr mit dem Geiste keinen Segen gebracht, denn er ist der letzte seines Stammes gewesen. ***)

__________

*) Wir haben vor Jahren öfters dort wohlerhaltene Menschenknochen gefunden.

**) Vgl. Falkenh. Gesch. hess. St. II, 266 u. Zeitschrift f. hess. G. u. L. I, 357 ff. — Grimm, deutsche Sagen. — Letzner, Dassel’sche Chronik u. A. —

***) Es steht jetzt fest, dass er im J. 1382 starb. Or.-U. im St.-Archiv Marburg, dadirt: in die s. Joh. proxim. post fest. nativ. [1383.]

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..	71 an alte Kultusstätten, Kirchen u. dergl. anknüpfen. Ein solcher Fall scheint hier vorzuliegen: der Kirchenberg nächst der Stadt ist jene Anhöhe, welche 10 Min. S.W. von Zierenberg jetzt noch „Hilbolzer Kirche“ heisst. Daselbst lag das ausgegangene Dorf Hildeboldessen, auf der Höhe stand seine Kirche und um diese herum wurden die Todten bestattet. ) Dass die Phantasie des Volkes einen solchen Ort mit Geistern zu bevölkern liebt, ist eine sehr gewöhnliche Erscheinung. Uebrigens hat im hessischen Sachsengau noch ein anderer Geist sein Wesen getrieben, Hodeke, von welchem Falkenheiner erzählt. Er machte ähnliche Streiche wie Reyneke. ) Der Bärenberg, in welchem ebenfalls Geister hausen, liegt dicht bei Zierenberg [S.W.]; die von Potthast versuchte Besserung des Textes in Derenberg kann nur darin ihren Grund haben, dass der verdienstvolle Herausgeber der Chronik von dem Vorhandensein eines Bärenbergs nichts gewusst hat. Interessant ist die Erwähnung der Belagerung des Schlosses Haldessen, von welcher wir, soviel uns bekannt, nur durch die Limburger Chronik unterrichtet sind. Man schloss (1350) einen Vertrag mit den Belagerten, dass dieselben die Burg übergeben sollten, falls binnen Monatsfrist der Erzbischof von Mainz keinen Entsatz gebracht haben würde. Derselbe blieb aus und das Schloss wurde den Hessen eingeräumt; vier Jahre später ist es in den erneuten Streitigkeiten zwischen Hessen und Mainz in Folge eines Vertrags durch Stefan von Schartenberg geschleift worden. Hermann von Schartenberg, der Freund Reynekes war der Grossneffe Stefans; ihm hat der Verkehr mit dem Geiste keinen Segen gebracht, denn er ist der letzte seines Stammes gewesen. *) __________ ) Wir haben vor Jahren öfters dort wohlerhaltene Menschenknochen gefunden. ) Vgl. Falkenh. Gesch. hess. St. II, 266 u. Zeitschrift f. hess. G. u. L. I, 357 ff. — Grimm, deutsche Sagen. — Letzner, Dassel’sche Chronik u. A. — *) Es steht jetzt fest, dass er im J. 1382 starb. Or.-U. im St.-Archiv Marburg, dadirt: in die s. Joh. proxim. post fest. nativ. [1383.]	..


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