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Train mit sich führten, aber durch Mitnahme von Lastthieren zum Tragen des Gepäckes erleichtert waren, auszuführen war. Ein zweites Heer musste allerdings vom Nederrhein aus kooperiren und etwaige Hülfe abhalten. Hiermit wurde Cäcina beauftragt; Germanicus selbst wollte mit dem oberen Heer ins Chattenland. — Frühzeitig und möglichst im Stillen wurde die Ausrüstung begonnen. Die Truppen blieben noch in den Standquartieren, die Bundesgenossen wurden noch nicht aufgeboten. Dennoch müssen die Deutschen, besonders die Chatten, die nach dem Berichte des Tacitus ohnehin einen Angriff voraussahen, Kenntnis der Kriegsvorbereitung, vermuthlich auch des Planes der Römer erlangt haben. Die Stärke jedes Römerheeres betrug wohl zwischen 30 und 35000 Mann, abgerechnet die Etappenstärke. Von den Bundesgenossen, von denen Germanicus doppelt so viele als Cäcina hatte, blieben mindestens 5000 Mann unter Luc. Apronius zur Gangbarhaltung der Wege u. s. w. im Chattenland zurück, so dass das operative Heer vielleicht nur 28000 Mann betrug. Der Ausgangspunkt für das Gros und den Haupttrain musste Castell sein, das mit Mainz jetzt wiederum durch eine feste Brücke, die Tiberius im Jahre 10 geschlagen hatte, verbunden war. Auch die Saalburg, die nach der Räumung seitens der Römer im Jahre 9 n. Chr. von den Chatten zerstört worden war, hatte Germanicus inzwischen wieder herstellen lassen. — Wir dürfen den Beginn des Streifzugs schon Ende April setzen. Die Frühjahrsregen waren ausgeblieben; Wege und Gewässer leichter zu passiren; das Wetter gestattete schon Lagerungen im Freien. Germanicus war über den Feind schon genau unterrichtet, während dieser noch nicht im Felde stand. Alles begünstigte somit das Unternehmen. Die Colonnen erhielten ihre Direktion, und wie ein verderblicher Strom brach Germanicus auf der Elisabethen- und Steinstrasse in die Wetterau herein und drang unaufgehalten unter furchtbarem Gemetzel der durch Alter und Geschlecht Wehrunfähigen bis zur Adrana (Eder) vor. Weder Wetter und Hindernisse, noch auch die Chatten selbst, die schon am Taunus leicht günstige und verstärkte Stellungen hätten nehmen können, hielten seinen Lauf auf. Die Ortschaften des Landes sind hiernach auf einer langen Strecke überfallen worden. Es war keine Fürsorge zur zeitigen Bergung der Bewohner und des Eigenthums getroffen, was um so mehr hätte geschehen müssen, weil das Heer dem Feind nicht schon im Süden entgegentrat. Das Verhalten der Chatten erscheint zunächst unbegreiflich, wenn wir erwägen, dass sie nach den Erfahrungen des Vorjahres den Angriff voraussehen mussten; es gibt nur eine Erklärung hier: sie waren noch nicht kriegsfertig, sondern erst in der Mobilisirung begriffen. Die Wiedererrichtung der Saalburg hatte sie wohl aufgescheucht, aber sie rechneten ohne Zweifel, dass Germanicus die Frühjahrsregen vorübergehen lassen werde ; so sorgten sie weder für Verteidigungen, noch für die Unterbringung der Wehrlosen; sie glaubten noch Zeit zu haben. Als Germanicus auf der besten und bevölkertsten Strecke einbrach, waren sie noch auf den Wegen zu ihren zweifellos auch nicht sehr günstig gelegenen Sammelplätzen, (Hauptrendezvous wohl nördlich der Eder an der Fulda). So kam es, dass die Chatten sich auch an der Ohm und an der Schwalm den Römern nicht entgegen warfen, und selbst an der Eder zu schwach

 

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