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von Mariendorf eine besondere Art Käse nach Cassel auf den Markt gebracht. Eine kleine Brauerei, die die Einwohner sich eingerichtet hatten, ist in unserem Jahrhundert wieder eingegangen. 1785 zählte der Ort ausser dem Pfarrer 16 französische und einige deutsche Familien, 1857 waren ortsanwesend 305 Colonisten, 1885 323, 1890 278 und 1896 285 in 52 Wohnhäusern. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Ort keiner besonders glücklichen wirthschaftlichen Entwicklung zu erfreuen gehabt, die Bewohner sind wenig bemittelt und nähren sich von Ackerbau in kleinen Betrieben. Dass die Einwohnerzahl sich so auffällig gleich bleibt, liegt an dem Umstande, dass seit Bestehen des Ortes die Zahl der von aussen zugezogenen Familien eigentlich fast Null ist, auch heute existirt nur eine einzige reindeutsche Familie dort. Diese Sonderexistenz des Ortes ergibt sich zunächst aus dem wenig ertragreichen Boden, der niemanden verlocken kann, in das hochgelegene Dorf zu ziehen, insbesondere aber haben die Rassengegensätze zu dieser Erscheinung mitgewirkt. Mariendorf hat bei den Umwohnern immer noch den Spitznamen „Klein-Frankreich“, und selbst Gottstreu, wo doch kein französischer Laut mehr erklingt, wird als das „Franzosennest“ bezeichnet. Dementsprechend schliessen sich auch die Mariendorfer Colonisten von den anliegenden Gemeinden ziemlich ab. Von dem Ort gilt genau das, was Roesiger von Neu-Hengstett sagt „Die Waldenser heiratheten nicht aus der Gemeinde heraus oder nur unter die anderen waldensischen Colonien und nicht in die deutsche Umgebung, während umgekehrt aus begreiflicher Scheu und Abneigung die deutschen Umwohner sich von ihren neuen Landsleuten lange Zeit fern hielten“. Die jungen Leute in Mariendorf gehen nicht gern aus dem Orte fort, sie heirathen noch heute nur dort oder nach den benachbarten Colonien hin, besonders nach Gottstreu. Daher ist denn auch die Zahl der Familiennamen ganz zusammengeschrumpft. Während zu Beginn des vorigen Jahrhunderts im Kirchenbuche und in den Gemeinderathsprotokollen noch etwa zwanzig Namen vorkommen, findet man jetzt davon nur noch ein Drittel vor, die Namen Gille, Boulnois, Massie, Matthieu, Bonnet und

 

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