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gab auf Grund einer von diesem Pfandinhaber gefertigten Gewichtangabe unter Zuhilfenahme einer von Hoffmeister in seinem Münzwerke I Tafel 74 gegebenen Abbildung eine nähere Beschreibung der von Hessen nicht wieder eingelösten alten Landeskrone. Der Pfandinhaber besass die 6 kleineren und 6 grösseren Hauptstücke der Krone, d. h. 6 grosse goldene, reich mit Edelsteinen und Perlen besetzte Zinken, die in Gestalt gothischer Lilien gebildet waren, und 6 mit Edelsteinen versehene Angeln, d. h. entweder die Rosetten, mit denen die Zinken an den Reif geschroben waren, oder 6 kleinere, zwischen den Zinken angebrachte Spitzen. Diese Theile der Krone waren von Gold und wogen zusammen 8 Mark 3 Loth; die grösseren Zinken waren geschmückt je mit 5 resp. 6 Saphiren, je 4 resp. 3 Ballas (einem ostindischen hellen Rubin), je l Smaragden und je 29—31 Perlen. Die Angeln zierte je l Saphir und je l Smaragd.

Zum Schlusse legte der Vorsitzende mehrere Zeichnungen J. H. Tischbein’s, darunter die zur Geschichte der Maler-Akademie in Cassel wichtigste Zeichnug vor, nämlich eine grosse männliche Aktstudie Tischbein’s in Rötel, auf die er selbst geschrieben hat: „Die Erste academische Figur nach dem Leben gezeichnet Cassel, den 9. Januar 1776. J. H. Tischbein.“ Es ist dies also die erste Aktzeichnung der neu gegründeten Casseler Akademie von deren erstem und auch bedeutendstem Meister.

6. In der Sitzung vom 28. Januar 1898 sprach, nach verschiedenen geschäftlichen Mittheilungen des Vorsitzenden, Herr Oberlehrer Dr. Henkel über die beiden Lotichii. Er führte ungefähr aus:

Als die Sturmfluth der Reformation mit ihrem unwiderstehlichen Wellenschlage auch die Lande Philipps des Grossmüthigen erreichte, zog er die an den hessischen Bildungsstätten wirkenden Humanisten mit in die freiheitliche Strömung hinein, und in Marburg, der akademischen Erstlingstochter der Reformation, fanden die Musen in den Kreisen, denen der geniale Eobanus Hessus und seine Gesinnungsgenossen angehörten, die eifrigste Pflege. Zu denen, welche in der nächstfolgenden Generation die Tradition derselben aufnahmen, gehörten auch die jungen Scholaren, welche der letzte Abt des Klosters Schlüchtern, der trefflich Petrus Lotichius, als Alumne der von ihm ins Leben gerufenen Gelehrtenschule der jungen Universität zusandte. Er hatte in dem aus der karolingischen Zeit stammenden Benediktinerkloster, wie urkundlich bezeugt ist, die Augsburger Confession eingeführt, und am 2. Juni 1543 am Pfingstfeste mit dem ganzen Convent das heilige Abendmahl sub utraque specie gefeiert. Im folgenden Jahre schickte er sieben seiner Lateinschüler nach Marburg, um sie

 

 

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