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Lotich und Lotichius weiterblüht und schloss mit dem Hinweis darauf, dass die überaus zahlreichen Urkunden des ehemaligen Klosters Schlüchtern, einschliesslich der auf den hochsinnigen und kühnen Schlüchterner Abt bezügl. dem Königlichen Archiv auf dem Marburger Schlosse einverleibt sind, während allerdings Theile des schriftlichen Nachlasses des Dichters sich noch in verschiedenen Händen befinden sollen. — Es folgten Mittheilungen des Herrn Archivaspiranten Knetsch aus Casseler Kirchenbüchern, namentlich die Aufzeichnungen über die Pest und deren Opfer, sowie über die Formschneider Di11ich und Wessel erregten besonderes Interesse. Der Vorsitzende legte im Anschlüsse hieran ein Buch mit bisher wenig beachteten Wessel’schen Holzschnitten vor und liess noch sonstige hessische Schriften circuliren.

7. Am 25. Februar hielt Herr Privatdocent Dr. Diemar Vortrag „über die ältesten hessischen Canzler ,,aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Redner gab zunächst einen Ueberblick über die Entstehung des Canzleramtes an den Fürstenhöfen und in einigen grossen Stadtrepubliken. Weil sich seit dem 14. Jahrhundert der Geschäftsumfang der Canzleien bedeutend gemehrt hatte, musste die Leitung der Canzlei einem besoldeten Fachmann, also einem Juristen, übertragen werden; dieser war zugleich Regierungsrath für die innere Verwaltung, Gerichtsrath, da ja Verwaltung und Gerichtsbarkeit noch nicht getrennt waren, und Legationsrath für die politischen Beziehungen. Als Muster diente meistens die kaiserliche Canzlei, seltener die päpstliche, die ja seit langer Zeit schon hätte organisirt werden müssen. Zugleich vollzog sich noch ein anderer Wandel: während bis ins 15. Jahrhundert die Geistlichheit den einzigen studirten Stand gebildet hatte, griffen seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auch Laien zum juristischen Studium, und neben den Stand der Geistlichheit trat allmählich der Stand der Juristen. In Hessen ist das Canzleramt zuerst 1446 bezeugt; der erste, der diesen Titel führt, ist Tielemann Hollauch. Weiter waren Canzler: Conrad Balke von Zierenberg, 1452 und 1454 nachweisbar, Dr. Lorenz Schaller seit 1465—1466 in Cassel bis 1470, Johann Schickenberg in Marburg 1460 (?) und Dr. Dietrich von Kaub 1467 und 1468 in Marburg; was über die Lebensschicksale derselben bisher aus sehr zerstreuten und dürftigen Quellen mühsam gesammelt werden konnte, wurde dargestellt. Der letzte Canzler, mit dem der Redner sich beschäftigte, war Dr.

 

 

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