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Johann Stein in Marburg, für 1477 zuerst beglaubigt, der 1488 in der Elisabethkirche die höheren geistlichen Weihen nahm und seitdem nicht mehr genannt wird, er führte in Oberhessen seit dem Tode Landgraf Heinrichs III. 1483 die vormundschaftliche Regierung zusammen mit dem Hofmeister Hans v. Dörnberg und dem Marschall Johann Schenck zu Schweinsberg dem jüngeren.

Es schloss sich hieran der Vortrag des Herrn Oberlehrers Dr. Veckenstedt über Wetzungen und Einmürbelungen in und an Kirchen Marburgs und seiner Umgebung.

Redner sprach zunächst von der Einführung der Wetzungen und Schärfungen in und an verschiedenen Kirchen besonders von Deutschland in die Wissenschaft.

Er legte dar, wie das durch ihn 1875 geschehen sei, indem er die Berliner Anthropologen in Cottbus zuerst dort an der Klosterkirche darauf hingewiesen habe. Dann habe er in Paris und Leipzig in den Gesellschaften der Anthropologen darüber gesprochen, in wissenschaftlichen Zeitschriften zweimal über das Vorkommen derselben an romanischen und gothischen Kirchen geschrieben. Nachdem auf das Vorkommen derselben hier in Hessen hingewiesen sei, habe er Helfer im Nachsuchen nach dem Material gesucht, wie auch Zeichner, und dann auch gefunden, denen er hiermit seinen Dank ausspreche für die oft weiten Wanderungen und mühevollen Zeichnungen. Hierauf behandelte der Vortragende die Typen der Wetzungen und Schärfungen oder Einmürbelungen, deren es in Sandsteinkirchen 4, in solchen aus Backstein 3 gebe, neben einigen Spielformen. Die Deutungen an Backsteinbauten seien besonders schwierig wegen des Materials; desshalb hätte denn auch der Berliner Anthropologenverein darin ungewöhnlich Unklares und Ungeschicktes geleistet. Hierauf behandelte der Vortragende die ihm bekannt gewordenen Deutungen, und zwar solche, die auf Spielereien der Kinder ausgingen, sowie solche von ausgeprägten Unmöglichkeiten, von dem Hineintragen des Liebescultus bis zu den Düfteleien der Mystiker, die von Hieroglyphen und Geheimschrift redeten. Im Gegensatz hierzu wies er darauf hin, dass er selbst stets die Ansicht ausgesprochen und vertreten habe, dass die Wetzungen und Schärfungen im Dienste des Aberglaubens ausgeführt seien, da sie sich mit den seltesten Ausnahmen nur an Kirchen fänden. An den Sandsteinkirchen habe das Wetzen und Einmürbeln unmittelbar practischen Zweck, an denen aus Backsteinen aufgeführten diene es nur dem Aberglauben. Um diese seine Ansichten näher zu erläutern, legte der Vortragende das Buch der Erfindungen vor, sowie den Chanson de Roland mit Abbildungen der Vorfahren alter Heiden. Eben das altfranzösische Heldengedicht berichtet von heiligen Reliquien im Knopf des Schwertes. Da nun nicht jeder Krieger Reliquien besessen hat, so sei es natürlich, dass man eine Weihung und Heiligung

 

 

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