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seine ungetreuen Vasallen und deren Bundesgenossen in den Händen; sie mussten auf alles eingehen, was er von ihnen forderte. Aber der oftmals getäuschte Abt entschloss sich auch, ein Beispiel zu statuiren als Warnung für die frechen Raubritter; er liess den Rädelsführer Hermann von Ebersberg nach den Gesetzen als Störer des Friedens zum Tode verurtheilen und öffentlich auf dem Markte zu Fulda enthaupten *). Die Folge davon war keineswegs eine Beruhigung der Gemüther, sondern eine Verschwörung der Brüder und Verwandten des Enthaupteten sammt den übrigen Rittern, welche den Tod Hermanns von Ebersberg blutig sühnen wollten. Der Abt sollte ermordet werden und das Loos entscheiden, welcher der Ritter den ersten tödtlichen Streich gegen ihn führen sollte. Die grosse Wasserkuppe soll der Platz gewesen sein, wo die Ritter darum geloost oder gewürfelt haben, wesshalb von dem Volke heute noch dieser Berg der Spielberg genannt wird**). Gyso von Steinau hatte das Loos getroffen, der Anführer dieser Verschwörung zu sein. Wie verwildert der Adel der damaligen Zeit war, sieht man daraus, dass ihnen nichts mehr heilig war, indem sie sich zu ihrer Frevelthat die Kirche und den Altar ausersahen, wovor sonst der gläubige Geist jener Zeit mit scheuer Ehrfurcht zurückwich. Unter dem Anführer Gyso von Steinau sammelten sich die Brüder Heinrich und Albert von Ebersberg , Albert vonBrande, Conrad von Rasdorf, Eberhard von Spahl, Gyso von Schenkwald und Conrad -und Bertho von Luplen und ritten am 15. April 1271 vor die Abtsburg in Fulda***), vor deren Thoren sie ihre Rosse zur Flucht bereitet zurückliessen. Die Abtsburg befand sich damals an der Stelle der heutigen Domdechanei. In der Gegend der jetzigen Oberförsterwohnung zu Fulda stand die St. Jacobskapelle, in welcher der Abt das Messopfer darbrachte. Unter der Maske der Busse und Frömmigkeit erschienen die Ritter in der Kirche, anscheinend ihr Gebet verrichtend. Auf ein Zeichen Gysos von Steinau fielen sie über den unglücklichen Abt am Altare her und erstachen ihn meuchlings. Aus sechsundzwanzig Wunden blutend hauchte er an der Gottesstätte seinen Geist aus. Nach vollbrachter Frevelthat entflohen die Mörder schleunigst auf ihren bereit stehenden Rossen in die 7 km. von Fulda entfernte Burg Steinau. Durch diesen Mord war natürlich die Abtei in eine schlimme Lage versetzt, und es galt jetzt, so rasch wie möglich einen energischen Abt zu erwählen, der mit Muth und Thatkraft das Schwert der Gerechtigkeit ergreifen und die Mörder, welche der Bannstrahl des Papstes traf †), zur Bestrafung ziehen konnte.

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*) Brower a. a. O. 311. Schannat, Historia Fuldensis. 199 ff. Von Eberstein, Urkundliche Geschichte des reichsritterlichen Geschlechtes Eberstein. I 15.

**) Joseph Schneider, Beschreibung des hohen Rhöngebirges. (Fulda 1840.) 183.

***) Brower a. a. 0. 311 und Schannat, Historia Fuldensis. 199. †) Schannat, Cod. Prob. hist. Fuld. 205 nr. 94

 

 

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