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mag gerade in unserer Gegend sehr ergiebig gewesen sein, da die Haupthandelsstrasse von Thüringen nach dem Rhein hindurchführte. Die Lehensherren der Genannten, die fuldaischen Aebte, meist selbst Sprösslinge der heimischen Adelsgeschlechter, sahen übrigens diesem Treiben nicht ruhig zu, sondern suchten die Ritter mit Hülfe treuer Vasallen in ihre Burgen zurück zu treiben; schliesslich waren sie genöthigt, mehrere Burgen zu erstürmen und zu brechen und die Ritter gefangen zu nehmen. Der Abt Erlolf*) hatte bereits 1119 Milseburg und Haselstein erobert; Abt Marquard**) stürmte 1156 Haselstein***) zum zweiten Male und erbaute zum Schutz gegen die Raubritter Schloss Bieberstein. Conrad III. von Malkoz†) hatte nicht nur mit den Rittern, den Grafen von Henneberg und Botenlauben zu kämpfen, er kam auch 1238 mit dem Bischof Hermann von Würzburg wegen der Domäne am Dammersfeld in Streit. Er schlug die Würzburger bei Schmalnau und vertrieb sie bis über Hammelburg, worauf er in dem ungestörten Besitz des Dammersfeldes verblieb. Sein Nachfolger, Heinrich IV. von Erthal ††) nahm 1253 auf dem Reichstage zu Frankfurt die Partei König Wilhelms von Holland und war somit Gegner Conrads von Schwaben. Es darf uns nicht wundern, dass zu jener Zeit, als sich um die deutsche Reichskrone zwei Gegenkaiser stritten, das Faustrecht in üppigster Blüthe stand. Bertho von Leibolz†††) regierte als Fürstabt von Fulda 1201—1271 und musste sich zuerst der Einfälle der Grafen von Ziegenhain und von Rineck erwehren. Er war ein entschlossener und muthiger ritterlicher Kämpfer, der seine Feinde, die ihn spottweise wegen seiner kurzen untersetzten Gestalt den Abt Fingerhut nannten, zu Paaren zu treiben wusste. Graf Gottfried von Ziegenhain hatte sich mit dem Abte von Hersfeld, Heinrich von Boyneburg, vereint und Fulda angegriffen *†); der Abt Bertho drängte sie nach Hersfeld zurück, schloss sie dort ein und eroberte nach viertägiger Belagerung diesen Platz. Das Schloss Frankenstein an der Werra zerstörte er ebenfalls. So hat er nach und nach 15 Burgen gebrochen. Zuletzt warfen sich die verfolgten Ritter in das am Fusse des Kreuzberges gelegene Rhönstädtchen Bischofsheim. Aber auch hier, im Gebiete des Hochstiftes Würzburg, suchte sie Abt Bertho auf, warf Feuer in die Stadt und zerstörte die Festungswerke. Nun hatte er

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*) Schannat, Cod. Probat. Hist. Fuld. 8—9.

**) Abee, Die Fuldaer Wahlstreitigkeiten im 12. Jahrhundert und Abt Markward I. Sond.-Abdr. aus dem Jahrb. des Vereins für Orts- und Heimatskunde in der Grafschaft Mark. (Kassel 1893.) 36.

***) Landau, Hess. Ritterburgen. I 208 u. Schannat, Cod. Prob. Hist. Fuld. 8.

   †) Brower Fuld. Antiquit. IV 304.

 ††)Brower a. a. O. 307.

†††) Brower a. a. O. 308.

  *†) Brower, a. a. O. 309—10.

 

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