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Gersfeld und Umgebung bis heute erhalten hat. Der Grund für die Ritterschaft zur Einführung der Reformation lag hauptsächlich in deren Bestreben, sich von dem Druck ihrer Lehensherren, der Aebte von Fulda und der Bischöfe von Würzburg frei zu machen, was ihnen auch mit Hülfe der protestantischen Fürsten von Hessen und Sachsen, wenn auch nach schweren Kämpfen, gelang. Der Fürstabt Balthasar von Dermbach, welcher Fulda (die Zeit, während er abgesetzt war, eingerechnet) von 1570 bis 1606 regierte, bemühte sich mit Hülfe der von ihm nach Fulda berufenen Jesuiten die katholische Religion in seinen Stiftslanden wieder herzustellen und brauchte dabei rücksichtslose Gewalt*).

Er fiel (1602) mit 1500 Mann in Dietershausen, welches dem Otto Heinrich von Weyhers gehörte, ein, jagte den lutherischen Pfarrer hinweg, öffnete die Kirche und setzte einen katholischen Seelsorger dafür ein. In Lütter an der Hart, gleichfalls den Herren von Weyhers gehörig, holte er den lutherischen Pfarrer Nachts mit einigen Soldaten aus dem Hause und führte ihn nach Fulda, wo er ihn so lange gefangen hielt, bis er schwur, von seiner Pfarrei abzustehen**). Wir finden dann wirklich Weyhers und Umgebung bald zum katholischen Glauben zurückgekehrt, während die Herrschaft Gersfeld, der Hauptsache nach Würzburgisches Lehen, den lutherischen Glauben behielt, indem der Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn die Gegenreformation in seinem

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*) Ueber diese Zeit vergl. ausser Jäger auch Heppe, Die Restauration des Katholizismus in Fulda. (Marburg 1850.) und Heppe, Entstehung, Kämpfe und Untergang evangelischer Gemeinden in Deutschland. (Wiesbaden 1862.) Dann die gegen Heppe gerichteten Abhandlungen von Komp, Balthasar von Dermbach, genannt Grauel, Fürstabt von Fulda, und Professor Dr. Heppe zu Marburg (Katholik. Jahrgang 1863, Hälfte I. 716 bis 746 und Histor. Polit. Blätter. Jahrgang 1865, 6 ff.). Auch Komp, Die zweite Schule Fulda’s. (Fulda 1877.) 6 ff. Ferner: von Egloffstein, Fürstabt Balthasar von Dermbach und die katholische Restauration im Hochstifte Fulda. (München 1890.)

**) Jäger a. a. O. III 100. Jäger sagt (101), dass auch Abt Balthasar’s Nachfolger die Gegenreformation im Gebiete der Edelleute weiter betrieben, „bis ein kaiserlicher Befehl vom 19. Oktober 1629 den Abt von der weiteren Fortsetzung der angefangenen Reformation in den ritterschaftlichen Besitzungen zurück hielt, wodurch es also geschähe, dass bis auf den heutigen Tag in den ritterschaftlichen Orten der Rhone meistens die Lehre Luthers, in dem fuldaischen Gebiete aber die katholische Religion erhalten wurde“. Als Quelle für die obigen Gewaltthaten Balthasar’s gibt Jäger, der katholischer Priester in Simmershausen bei Hilders war und das erste Buch über die Rhön geschrieben hat, an: „Specifikation der neuen Attentaten und Beschwerden, welche Abt Balthasar von der Zeit seiner Restitution den Edelleuten verursacht hat, vom Jahre 1604“.

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