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in ein und derselben Familie schliesslich das landesherrliche Obereigen in Vergessenheit geriet107).

Endlich sind die zahlreichen Vergabungen zu berücksichtigen, die im Laufe der Zeit an Klöster und Adelige stattgefunden haben. Nach einem Verzeichnisse des Jahres 1584 besass die Landesherrschaft im Amte Gudensberg noch 52 Hufen (die Hufe etwa = 30 Morgen); die Klöster aber hatten folgenden (jetzt auch für den Staat eingezogenen) Grundbesitz daselbst inne gehabt108):

 

Kloster     Hasungen...............

4l¼ Hufen

 

     „           Weissenstein..............       

18       „

 

     „        Merxhausen .............

44     „

 

     „           Kaufungen ...............

4½       

 

     „         Ahnaberg ..............

7½     „

 

Das Petersstift in Fritzlar............

96      „

 

Die Deutschherren in Marburg.........

63      „

 

Endlich das Kloster Breitenau..........

116    „

Breitenau hatte also den grössten Grundbesitz, und wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir annehmen, dass die bei der Gründung des Klosters durch Graf Werner IV. im Jahre 1113 gemachte Ausstattung desselben bereits einen grossen Teil des späteren Grundbesitzes umfasste, vielleicht sogar noch viel mehr, da auch den Klöstern im Laufe der Jahre manche Hufe abhanden kam. In dem Bericht über die Klostergründung wird ausdrücklich gesagt, dass Werner seine Stiftung mit allen Allodialgütern, die er zwischen Werra, Rhein und Main besessen, ausgestattet habe109).

Schliesslich ist dem Staate am hiesigen Ort nichts mehr geblieben als der eigentliche Burgberg, und auch diesen hatte die westfälische Regierung im Jahre 1813 der Stadt bereits verkauft, als ihn der Staat gegen Rückzahlung der Hälfte der Kaufsumme im Jahre 1846 wieder an sich zog110). Die Wenigenburg aber besitzt die Stadt seit dem Jahre 1609, wo sie selbige von dem Rittmeister Georg von Habel zu Lützelwig als dessen freien Burgsitz erkaufte 111).

Wie stattlich einst das hohe Schloss in das Land hinaus geschaut hat, zeigt die uns erhaltene Ansicht in Dilichs Hessischer Chronik, die später von Merian und andern reprodizirt wurde, und die es bedauern lässt, dass ein Denkmal wie dieses nicht besser erhalten worden ist112).

Neben dem hochragenden, quadratischen Bergfried, dem Hauptthurm der Burg, unterscheiden wir vier besondere Gebäude, von denen das mit den abgesetzten hohen Giebeln wohl der Palas oder das Haus des Landesherrn gewesen ist. Über dem Thore steht ein schmales Gebäude, das unter einem rechten Winkel mit dem andern grössern, nach der Stadt zu gekehrten zusammenhängt und ebenso dicht an den Palas herantritt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Thurmes befindet sich ein kleineres Haus, dessen übergreifender Oberstock auf Holzconstruction mit massivem Unterbau schliessen lässt. Zweifelsohne lag auf der entgegengesetzten Seite, nach Süden hin, noch ein Gebäude, von dem wir aber keine Ansicht aufweisen

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