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z. B. als er i. J. 1500 seinem Amtmann dahier ein Kind aus der Taufe hob.

Ebenso wie sein Vater in späterer Zeit hat L. Philipp sich nur vorübergehend in Gudensberg aufgehalten; aber er hat u. a. am 25. Januar 1530 von hier aus an Zwingli einen Brief geschrieben, der für den dogmatischen Standpunkt des Landgrafen von grossem Interesse ist124).

Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts ging die Burg mehr und mehr ihrem Verfalle entgegen. Nachdem bereits i. J. 1498 die landesherrlichen Gebäude auf derselben dem neu bestellten Amtmanne zur Wohnung überwiesen, auch um dieselbe Zeit Kornböden und Gefängnisse daselbst eingerichtet worden waren, gedenkt ein Salbuch von 1570 überhaupt keiner herrschaftlichen Gebäude mehr. L. Wilhelm IV. war zu haushälterisch, sein Sohn L. Moritz allzusehr das Gegenteil davon, als dass sie Ausgaben für unbewohnte Häuser hätten passiren lassen wollen; wo demnach Moritz eingekehrt ist, als er nach seines Vaters Tode i. J. 1592 auf hiesigem Marktplatze nach guter alter Sitte von jedem Bürger der Stadt die Huldigung persönlich entgegennahm, weiss ich nicht; man hatte die Schlossgebäude zu Fruchtböden und Pulverhäusern eingerichtet. Die Burgkapelle, die droben stand, stürzte i. J. 1607 zusammen. Eine in der Ständischen Landesbibliothek zu Cassel befindliche Handzeichnung des Landgrafen Moritz von 1630 aber zeigt ausser dem Thurm noch zwei Gebäude, das Herrenhaus und den gegenüberstehenden, nach der Stadt zu gelegenen Bau; eines davon, das als Pulverhaus diente, wurde sogar i. J. 1651, nachdem es bei der Verwüstung und gänzlichen Einäscherung der Stadt durch die Kaiserlichen i. J. 1640 auch seinen Untergang gefunden hatte, von frischem aufgebaut.

Das Jahr 1761 brachte neue Zerstörung. Herzog Ferdinand von Braunschweig, der Oberfeldherr der alliirten Truppen, unternahm es, bereits im Februar des genannten Jahres die Franzosen unvermutet zu überfallen und aus Hessen zu vertreiben. Die Festungen Cassel und Ziegenhain wurden belagert und die Feinde bis zum Vogelsberge zurück gedrängt. Bei dem eiligen Rückzug der Franzosen warf sich ein Häuflein derselben von nur 2—300 Mann — es waren französische Jäger — in die Räume der Oberen Burg dahier; sie hielten eine 24stündige Beschiessung durch die Engländer unter Lord Granby aus, mussten aber auf freien Abzug capituliren, da sie keine Artillerie besassen und das Schloss einem Trümmerhaufen glich125).

Im Jahre 1806 zerstörten die Franzosen bei ihrem Einrücken ins Land einen Teil des noch vorhandenen alten Pulverhauses ; endlich hat die westfälische Regierung den Rest der Gebäude droben, soviel davon übrig war, i. J. 1809 meistbietend auf Abbruch für die minimale Summe von 53½ Thalern verkauft126).

 

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