..

119

Herrenhaus droben neu gedeckt121). Und ferner erfahren wir, dass in demselben Jahre auf landesherrlichen Befehl der fürstliche Weingärtner mit 24 Knechten von Cassel aus hier eintraf, um den am Fusse des Berges gelegenen Weinberg, der auch 1462 wieder in Düngung gesetzt wurde, zu beschneiden. Wie der Wein gewesen, der hier gezogen wurde, erfahren wir nicht, noch auch wo die Rebenpflanzungen selbst sich befanden. Einige Weinberge vor dem Odenberge, die ich in einer Urkunde des Jahres 1549 erwähnt finde, waren Privatbesitz; wogegen die heute noch so genannte Feldlage nach Vorschütz hin ihren Namen wohl weniger vom Wein, als von dem jetzt untergegangenen deutschen Wort Winne, s. v. a. Wiese oder Weide, hergenommen haben dürfte.

Nach Ludwigs II. Tode war Gudensberg der Witwensitz seiner Gemahlin Mechthild von Würtemberg, die i. J. 1481 ihre Einwilligung dazu erteilt, dass eine Witwe, Gela Bresseleib genannt, all ihr Hab und Gut der Stadt hingibt, da sie nicht mehr im stande ist, die Abgaben davon zu entrichten, nachdem der dortige Amtmann Curd Mattenberg sie zur Zielscheibe seiner Verfolgungen gemacht hatte aus Hass darüber, dass die junge und wohlhabende Witwe seinen Sohn verschmäht hatte122).

Am fröhlichsten ging es auf der Burg her unter Mechthildens zweitem Sohne, L. Wilhelm dem Mittlern. Ihm waren die Städte und Schlösser Gudensberg, Niedenstein, Melsungen, Lichtenau und Reichenbach als Abfindung überlassen worden123), mit allen Einkünften und Zubehörungen, die doch nicht so gross waren, dass nicht zuweilen Schmalhans Küchenmeister gewesen wäre.

Aber der junge Landgraf war heiter und gastfrei. Von Regierungssorgen wenig geplagt, gab er sich desto häufiger den Vergnügungen der Jagd und des Spieles hin, und wir finden ihn namentlich in den Jahren 1488, 1489, 1490, 1491 und 1493 oftmals zu Gudensberg, meist mit geringem Gefolge von 10 bis 16 Pferden. Am lautesten und fröhlichsten gings droben her, als des Landgrafen Schwager, Herzog Heinrich von Braunschweig, i. J. 1488 mit grossem Gefolge zu Besuch anwesend war. Damals ertönten die weiten Gemächer wider vom Gespräch, vom hellen Lachen der Männer und schönen Frauen, und nach der Sitte der Zeit wurde gewiss auch tapfer gezecht. Und die Karten wurden damals schon eifrig gemischt, denn wir erfahren vom Rentmeister, dass er einmal dem jungen Landgrafen 7 Schillinge zum Spiel, und ein andermal 50 Heller in Sr. Gnaden Hand reichte, „als er karthede.“ Aber sonst gings einfach genug oben her, und die fürstliche Mahlzeit war keineswegs immer mit Getränken versehen.

Seitdem Wilhelm durch die Verzichtleistung seines älteren Bruders in den Besitz von ganz Niederhessen gelangt war (1493), und später (i. J. 1500) auch die Lande seines Vetters von Marburg mit den bisherigen Besitzungen vereinigt hatte, hat er die früheren öfteren Besuche zu Gudensberg eingestellt und ist nur noch durchreisend oder bei einer sonstigen ausserordentlichen Gelegenheit auf dem Schlosse erschienen, wie

 

..