..

14

Die meisten Stücke gehören zu Schüsseln, die auf dem Mittelrund der Innenseite und auf dem Rande dekorirt waren. Die Malerei war mit weiss, braun, violett, grün auf dem hellrothen Thongrund in stumpfen Farben ausgeführt; doch ist nur der erste Zustand hiermit gegeben, da andere Stücke beweisen, dass die sämmtliche Waare glasirt werden sollte. Unter den figürlichen Darstellungen der Dekoration sind zu nennen: Heiligenfiguren wie Elisabeth mit der Kirche, Laurentius, Petrus, Christophorus und verschiedene andere; biblische Darstellungen: Adam und Eva, Isaaks Opfer, Judith, Kundschafter mit der Traube, Christi Auferstehung, der Engel der Verkündigung u. a.; weltliche Darstellungen: Mann und Frau in zeitgenössischer Tracht im ỏαбιστύς, Mann mit Schnelle, Frau mit Schnelle, Fahnenträger, Querpfeifer, Brustbilder des Grosstürken, Frau mit Federhut; Thiere: Löwe, Adler, Hirsch, Fisch; Wappen: Reichsadler, die sächsischen Kurschwerter, Schild und Jagdhorn, grosses von Ranken umgebenes Fass u. s. w.

Die Jahreszahlen, alle aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts, stehen im Felde der Darstellung.

Es gibt ja wohl manche einzelne Stücke deutscher Bauerntöpferei aus jener Zeit, aber der Wanfrieder Fund ist der erste, der uns einen so vollständigen Ueberblick über die Technik und den Formen-vorrath einer solchen Werkstatt gewährt. Hierin liegt seine hohe Bedeutung.

Besonders erfreulich ist es, dass Herr v. Scharfenberg auf Herrn Dr. Boehlaus Bitte eine Auswahl der besterhaltenen und charakteristischsten Fragmente der Sammlung des Vereins zu Marburg zugesagt hat. Von dem Rest wird Herr von Scharfenberg einen Teil der Stadt Wanfried, einige Proben dem Eigenthümer des Grundstücks zuweisen.

Der Gesammtvorstand hat auf Antrag des Herrn Dr. Boehlau zunächst 500 Mark bewilligt, wovon die Kosten für die Zeichnungen der schönsten und wichtigsten Stücke bestritten werden sollen, womit zugleich die Grundlage für das Abbildungsmaterial einer späteren Publikation gegeben ist.

 

..