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Das Jahr 1811 zeichnete sich aus durch den grossen Schlossbrand und die Ermordung des Grafen Morio. Bis zu des Letzteren Tode hatte sich der Hof in dessen Hause einquartiert, dann bei dem Grafen Fürstenstein. Der Wiederaufbau des Schlosses schien zu kostspielig. Napoleon schloss mit Preussen 1812 eine Allianz gegen Russland, und theilte die westphälischen Truppen in zwei Divisionen unter dem Oberbefehl von Jerôme, worauf einige Zeit in Kassel tödtliche Stille und Langeweile herrschte. Doch machte sich Jerôme bald durch Streit mit dem Marschall Davoust und Anderes unmöglich und wurde im August 1812 heimgeschickt. Die westphälische Armee hat im russischen Feldzuge ungeheuere Verluste gehabt, theils durch die Waffen der Kosaken, theils durch die erstarrende Winterkälte. Von 28000 Mann, welche aus Westphalen ausgerückt waren, kehrten keine 2000 wieder heim. General Allix brachte von der Artillerie nur 9 Mann zurück. Dennoch wurde im Jahre 1813 die Armee trefflich organisirt; an Pferden war Hessen damals so reich, dass nicht nur die einheimische, sondern auch württembergische Cavallerie mit diesem Material beritten gemacht werden konnte. Da schloss Preussen im März 1813 sein Bündniss mit Russland, feindliche Haufen streiften bis in die Nähe von Kassel und Rechberg hielt es für gerathen, die Stadt zu verlassen im April 1813; er war später noch an anderen Orten als Gesandter thätig und starb zu Paris 1849.

Sein Nachfolger, Graf Friedrich von Luxburg, der letzte Gesandte Bayerns am westphälischen Hofe, hat in seiner kurzen Amtsdauer nur wenig Berichte erstatten können, beklagt sich ebenfalls über den theuern Aufenthalt in Kassel, glaubt aber, dass das Genie des Kaisers noch einmal triumphiren werde, zumal die westphälischen Truppen sehr gut uniformirt und kriegstüchtig seien, wenn auch bei ihnen eine Neigung zur Desertion vorwiege. Napoleon war jedoch hierin anderer Ansicht, löste die westphälische Armee auf und vertheilte sie unter andere Corps. Luxburgs Berichte hören mit 1. Juli 1813 auf, doch reiste er selbst erst ab, als Czernitscheff im September vor Kassel erschien, und verbrannte vorher alle Gesandtschaftspapiere, während die Verwaltung des Königlich Westphälischen Archivs dies nicht that, weshalb im Jahre 1814 eine eingesetzte Kommission gegen besonders schwer Compromittirte vorgehen konnte. Graf Luxburg war noch an anderen Orten thätig und starb 1856.

Die Berichte des bayerischen Gesandten in Darmstadt, des Oberst Sulzer, waren immer noch voll Vertrauen auf den endlichen Sieg Napoleons. Während Jerôme nachher am 26. October 1813 Kassel und Westphalen auf immer verliess, schloss sich Darmstadt erst am 3. November 1813 durch den Vertrag zu Dörnigheim an die Verbündeten an.

 

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