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Tod in die Heimath zurückgekehrt sein soll, um in hohem Alter noch zu heirathen und unter anderen Kindern einen Sohn Hans Georg zu erzielen, der angeblich zunächst Fähnrich gewesen ist, sich dann aber, einer Herzensneigung folgend, in Schmalkalden als Messerschmied niedergelassen und das Geschlecht fortgepflanzt hat. Es ist das Verdienst des Freiherrn v. Pappenheim, unwiderleglich nachgewiesen zu haben, dass Johann Sebastian Hess die Genehmigung zur Führung des Namens Hess von Wichdorff sich durch raffinirt ausgesonnene und in grösstem Umfang ausgeführte Fälschungen erschlichen hat. Zunächst führt er den positiven Nachweis durch aktenmässige Belege aus dem Marburger Staatsarchive, dass thatsächlich das alte Geschlecht mit Daniel Wilhelm erloschen ist. Durch Auszüge aus den Kirchenbüchern zu Schmalkalden und Tambach stellt er fest, dass jener Hans Georg nicht der Sohn des Melchior Hess von Wichdorff, sondern eines Messerschmieds Heinrich Hess war und auch keineswegs als der Stammvater des Hess in Tambach anzusehen ist, die, ehrsame Köhlersleute, die wirklichen Ahnherren des Bankkommissars Hess in Gotha gewesen sind. Der letztere hat allein oder in Gemeinschaft mit anderen jenes Mährchen von Melchiors Gefangenschaft und Rückkehr ersonnen, er hat Aktenstücke gefälscht, die seine Behauptungen belegen sollten, er hat diese Aktenstücke in das damalige Casseler Staatsarchiv geschmuggelt, um sich später von den Beamten beglaubigte Abschriften zu verschaffen, er hat eine ganze Familienchronik mit zum Theil ganz unglaublichen Mährchen ersonnen (sie soll sich in einer alten Familienbibel befinden), ja er hat einen ganzen Folianten, dessen Verfasser angeblich der bekannte hessische Hofhistoriograph J. J. Winkelmann ist, drucken lassen, er hat in dem Gothaer Exemplar der Geisthirtschen Chronik gefälschte Zusätze gemacht — alles das, um sich mit dem Namen und dem Ruhm eines uralten Geschlechts zu schmücken. Durch wohlgelungene Lichtdrucktafeln setzt der Verfasser der Schrift seine Leser in die Lage, einige der Fälschungen durch den Augenschein kennen zu lernen. Es ist ihm auch gelungen, festzustellen, wann die gefälschten Stücke in das Staatsarchiv gebracht und wann sie (mit einer Ausnahme) von dem Fälscher wieder daraus entfernt sind, nachdem er seinen Zweck — die Ausstellung beglaubigter Abschriften — erreicht hatte. Der Schrift ist zu entnehmen, dass es zunächst der Familiensinn des Verfassers war, der ihn zur Aufdeckung dieser Fälschungen veranlasst hatte. Einem seiner Vorfahren hatte nämlich der Bankkommissar Hess den Vorwurf gemacht, er habe sich durch verwerfliche Mittel in den Besitz der Hess von Wichdorffischen Lehen gesetzt. Diese Behauptung war von einem Neffen des nun verstorbenen Bankkommissars wiederholt worden, und erst nachdem jener es abgelehnt hatte, eine Prüfung der in Betracht kommenden Familienpapiere vorzunehmen und in der Stille das von dem Oheim verübte Unrecht gut zu machen, hat sich Freiherr von Pappenheim dazu verstanden, das Vorgehen des Fälschers öffentlich zu besprechen. Da die Fälschungen bereits in wissenschaftliche Werke und Abhandlungen übergegangen sind und beispielsweise auch gefälschte alte Holzschnitte des- [desselben]

 

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