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Geh. Regierungsrath Dr. Buchenau wegen seiner Verdienste um die hessische Geschichtsforschung bei Gelegenheit der Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums zum Ehrenmitgliede ernannt habe; der Vorsitzende habe dem Jubilar dieses Diplom und die Glückwünsche des Vereins am Jubiläumstage feierlich überreicht. Weiter erinnerte der Vorsitzende daran, dass es ihm gelungen sei, für das bevorstehende Wintersemester 6 gelehrte Vereinsmitglieder dazu zu bestimmen, Vorträge zu halten, deren Gegenstände den Vereinsmitgliedern durch Circular schon bekannt gegeben seien; er bat, alle diese Vortragsabende so zahlreich zu besuchen, wie den heutigen. — Das Wort erhielt sodann für den Hauptvortrag des heutigen Abends Herr Privatdozent Dr. Diemar. Er sprach über: ,,Neues über den Geschichtsschreiber Lampert, genannt von Hersfeld“.

Redner betonte zunächst die Doppelbedeutung dieses viel umstrittenen berühmten Schriftstellers des 11. Jahrh. als grossen Stilisten und wichtigen Berichterstatters und setzte den gegenwärtigen Stand der Forschung über die Werke Lamperts kurz auseinander. Darauf fussend verfocht dann Redner eine ganze Reihe neuer Thesen über die Persönlichkeit des Autors, mit deren Hülfe er für die Kritik der Werke eine neue Grundlage zu gewinnen hofft. Lampert sei ein Welscher, stamme aus den Maaslanden, dem ehemaligen Niederlothringen, und habe insbesondere Beziehungen zu Lüttich, dessen Schule er seine eminente Bildung mitverdanke. Darauf habe er in Bamberg gelebt. Aus Lüttich scheine Lamperts Freundschaft mit Friedrich von Lothringen, nachherigen Papst Stephan IX., zu stammen, aus Bamberg die mit Günther, nachherigem Bischof von Bamberg, und mit Anno, nachherigem Erzbischof von Köln. Diese drei bedeutenden Staatsmänner seien wichtige zu wenig beachtete Nachrichtenquellen für Lampert gewesen. Im Jahre 1058 bezw. 1059 nach Hersfeld gekommen, habe Lampert dort bis zum Jahre 1074 gelebt, aber nicht länger. Die herrschende Ansicht, dass die zwischen 1077 und 1080 entstandenen grossen Annalen, das Hauptwerk Lamperts, in Hersfeld geschrieben seien, müsse als völlig unbegründet und völlig widersinnig aufgegeben werden. Damit falle ein grosser Theil der bisherigen Lampert-Litteratur. Ein Aufenthalt Lamperts in Köln sei für 1074 wahrscheinlich, ein solcher am Rhein für Anfang 1077 ausdrücklich bezeugt.

Der Vortragende hatte wiederholt zustimmend oder ablehnend zu den Ergebnissen des Lampertforschers Holder-Egger Stellung zu nehmen, er meinte, dass Holder-Egger sich einen förmlichen Hass gegen Lampert hineingearbeitet habe. Gegen diese Formelirung wandte sich Prof. Wenck unter Hervorhebung der einzigartigen Verdienste Holder-Eggers um die Chronistik des Mittelalters und Lamperts insbesondere.

 

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