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[Abfindungsflächen] findungsflächen von Waldboden überwiesen worden. Im Interesse des Forstfiskus mag es gelegen haben, dass diese Ablösungen vorgenommen sind, ob sie aber im Interesse der Bevölkerung nicht besser unterblieben wären, ist eine strittige Frage. Der Bauer, der mitten im Walde lebt, will auch vom Walde leben, und der ganze Ackerbau ist darauf zugeschnitten, dass man Nutzen aus dem Walde ziehen darf. Rechtsanschauung der ländlichen Bevölkerung ist es auch heute noch, dass der Wald eigentlich ihr gehört. Aus Holz- und Waldfrevel macht sich kaum Jemand ein Gewissen. Jedenfalls ist den Leuten früher auch Bau- und Brennholz zu sehr billigen Preisen überlassen worden. Der Wald bietet aber auch heute noch vielen Leuten Gelegenheit zum Gelderwerb, da eine Menge Arbeiter in ihm Beschäftigung finden.

Ausserordentliche Sorgfalt wird der Baum- und Obstzucht zugewendet. Jede Gemeinde besitzt ihre eigene wohlgepflegte Baumschule, in der der nötige Bedarf an Obststämmen selbstgezogen wird. Jeder Weg, jedes Oedland wird mit Bäumchen besetzt und es ist eine Augenweide, die reichtragenden prachtvollen Obstbäume zur Herbstzeit zu betrachten. In einzelnen Gemeinden ist es Sitte, dass jeder jung verheiratete Ehemann 2 Obstbänme in der Gemeinde anpflanzen muss. Es ist dies auch ein Beweis von dem praktischen Sinn der Bevölkerung Dieser zeigt sich auch in der Beschaffenheit des Handwerkszeugs. Alles wird äusserst praktisch und zweckdienlich hergestellt.

Mit den mächtigen Eichenwaldungen hängt es auch zusammen, dass sowohl im Reinhardswald, wie im Solling und Bramwald eine ausgedehnte Schweinezucht ein sehr wichtiges Stück der Landwirtschaft bildet. Die Eicheln sind bekanntlich ein vorzügliches Schweinemastfutter, und der liebe Gott liess ihnen dieses Futtermittel so vor der Nase wachsen, dass sie es auch benutzen mussten, und es klingt ganz unglaublich, dass der Reinhardswald ehemals eine Mästung für 20—30000 dieser nützlichen Borstentiere gewährte. Die Ferkelzucht war namentlich in meiner Gemeinde ein Hauptfaktor des landwirtschaftlichen Betriebes. Ich habe oft über die „Ferkel“ seufzen müssen. 6 Wochen lang

 

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