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wurden diese lieben Tierchen mit einer Sorgfalt und Liebe gepflegt, wie sie kaum einem Kinde zu teil wurde. Dann trank die Familie wohl den Kaffee schwarz, weil die Milch von den kleinen Schweinchen in Anspruch genommen wurde. Dann konnte keine Hochzeit, keine Kindtaufe gefeiert werden, bis nicht die Ferkel abgenommen waren, die weithin verschickt wurden. Wehe aber, wenn die Ferkel misrieten oder im Preise sanken, dann krankte der ganze Haushalt! Und die Freude, wenn das Paar 12 Thaler kostete! Das gab Geld! Baares Geld kam ja nicht in das Haus des Bauern, wenn er nicht ein Stück Vieh oder Frucht verkaufen konnte. Dass unter diesen Umständen immer Gut eingeschlachtet wurde, wird niemand verwundern. Frisches Fleisch wurde nur selten eingekauft ausser an hohen Feiertagen und zur Kirmess. Sobald es im Herbste kalt wird, wird ein Schweinchen „vorgeschlachtet“, und man merkt es den Leuten oft an, wie ihnen das frische Fleisch gut bekommt und sich die Gesichter runden zu behäbiger Fülle. Was wunder, dass mir eine gutmütige Frau, die Mitleid mit meiner Magerkeit hatte, tröstend das freundliche Wort sprach: „Warten Sie nur, Herr Pastor, wenn Sie erst geschlachtet haben, werden Sie auch dicker!'“ Sie hat aber leider nicht recht gehabt. Bei Vielen wird gar nicht zu Mittag gekocht, sondern erst abends, wenn der Mann von der Arbeit heimkommt, findet die Hauptmahlzeit statt. Aber dafür muss das Frühstück desto nahrhafter sein, und ich habe immer allen Respekt vor den gewaltigen Wurststücken gehabt, welche die Schulkinder zum Frühstück verzehrte. In einzelnen Gemeinden wird viel Branntwein getrunken, andere hingegen zeichnen sich durch Mässigkeit und Nüchternheit geradezu aus. An Vergnügungen fehlt es auch dort nicht. Ihre Feste wollen sie gern mit möglichstem Pompe feiern. Früher sind namentlich auch Kindtaufen und Hochzeiten recht andauernd gefeiert worden. Jetzt brauchen sie nur noch 2—3 Tage dazu. Am 1. Tage müssen bei Taufen die Eltern bezahlen, am 2. die Paten. Aehnlich ist es bei Hochzeiten. Ich will hierbei einschalten, dass sich noch eine Menge Aberglauben bei diesen Handlungen erhalten hat. So werden z. B. die Eltern nie zugeben, dass ein Junge

 

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