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Arbeiten die Schädeldecke des alten Heiden abgenommen und so die geheime Platte entdeckt worden, Niemand darauf gekommen sei, dass ein Anderer als der Hof-Kupferschmied Otto Philipp Küper die Herkules-Statue verfertigt habe. Uebrigens sei bei manchen Kunstwerken in Deutschland mehr als ein Künstler betheiligt gewesen. Aus der Baugeschichte des Riesenschlosses auf dem Winterkasten ist hervorzuheben: Landgraf Moritz der Gelehrte hatte an Stelle des einstigen Klosters Weissenstein ein ansehnliches Schloss mit 3 Wohngebäuden und Park-Anlagen aufgeführt, auch in der Nähe die Moritz-Grotte erbaut (1606). Alles war jedoch in den Stürmen des 30jährigen Krieges, insbesondere während der Belagerung von Cassel durch Tilly (1626) verwüstet und zerstört. Da fasste Landgraf Karl (1670—1730) den kühnen Gedanken, die sehr verwilderte, aber mit prächtigen Waldungen versehene Gegend durch einen grossartigen Bau zu verschönern und zugleich die Ruhmesthaten der tapferen Krieger des Hessenlandes durch ein weithin über die Berge hinaus sichtbares Denkmal zu verherrlichen. Bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde mit den Arbeiten begonnen, jedoch das damals in Angriff genommene Stück auf der Spitze des Berges, der sog. alte oder kleine Winterkasten wieder liegen gelassen. Der Landgraf unternahm ganz plötzlich mit nur 10 Personen eine Reise nach Italien, näher beschrieben in dem vom Kriegs-Secretär Klaute geführten Tagebuche (Diarium Italicum) vom December 1699 bis April 1700, um die dortigen herrlichen Kunstschätze in Museen, Kirchen und Palästen zu betrachten und solcher Gestalt Vorstudien zu machen, auch werthvolle Sachen zur Bereicherung des Kunsthauses anzukaufen. Bald nach Rückkehr wurde mit den Arbeiten auf dem Winterkasten wieder begonnen, wie sich aus den im Marburger Staats-Archive befindlichen Rechnungen ergibt, die bereits für das Jahr 1700 eine „Specification“ der bezüglichen Ausgaben enthalten. Erst im folgenden Jahre zog er den genialen italienischen Baumeister Giovanni Francesco Guernieri heran, von dem indessen nicht feststeht, ob er damals schon in Kassel wohnte, oder ober vom Landgrafen aus Italien mitgenommen war, oder ob er — was das Wahrscheinlichere ist — erst nach der Reise von Italien verschrieben wurde. Nach den Angaben von Piderit und Rommel war Guernieri damals bei einer Edelstein-Schleiferei im Schlossgraben (bei den jetzigen Reitställen der Kriegsschule) beschäftigt. Seine Thätigkeit auf dem Winterkasten begann 1705, denn erst von diesem Jahre an finden sich in den Archiv-Rechnungen italienische Ausdrücke, während Namen italienischer Arbeiter schon früher vorkommen. Sein grossartiger und ungeheuerlicher Gedanke, in dem in mehreren Sprachen gedruckten grossen Plänen näher entwickelt, den ganzen Berg, ursprünglich Windkasten, dann Winterkasten, endlich Karlsberg genannt, durch verschiedene Anlagen und Wasserkünste in einen Wunderberg umzuwandeln, die Wasserkünste bis zum Schlosse fortzuführen und dies neu zu bauen mit Fontänen-Bassin

 

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