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Unterkunft zu schaffen; dann aber hätten die Landgrafen diese Burg durch Vermehrung der Vertheidigungswerke widerstandsfähiger gemacht, insbesondere durch weit um den Berg sich hinziehende Zwinger-Anlagen, die mit zahlreichen, zum Theil noch sichtbaren Thürmchen besetzt seien, ferner durch Vertiefung des inneren Grabens. Landgraf Wilhelm V. habe ausserdem noch durch Anlage eines Erdwalls um den äusseren Graben, der durch wuchtige Pallisaden-Reihen geschützt, fast bis zur Stadt hinabreichte und Landgraf Moritz durch Einfügung eines starken Baues, die Kommandanten-Wohnung, in den Vertheidigungs-Linien das Schloss fast uneinnehmbar gemacht. Als während des 30jährigen Krieges in den Jahren 1637 und 1647 die kaiserlichen Scharen die Stadt Spangenberg in Flammen aufgehen liessen, blieb die alte Bergfestung unversehrt und die Vollkugeln der Belagerungs-Geschütze prallten unschädlich an den steinernen Mauern ab.

Der Vortragende theilte nun gestützt auf die gründlichen Forschungen des Archiv-Raths Dr. Landau und die Chronik des Bürgermeisters Siebald mit, dass die Burg bereits bestanden habe vor Entwicklung eines städtischen Gemeinwesens zu ihren Füssen und sich im Jahre 1235 im Besitze eines mächtigen Rittergeschlechts befunden, deren einer dem Orte 1307 Stadtrechte verliehen und deren letzter 1350 Amt, Stadt und Schloss Spangenberg dem Landgrafen Heinrich II., dem Eisernen, für 8000 Mark Silber verkauft habe. Dieser Uebergang in Hessischen Besitz ist von der Volkssage besungen und die Geschichte der darin handelnden Personen: Otto der Schütz, Heinrich’s Sohn und mütterlicher Seits Sprössling der Hohenstaufen und Elisabeth v. Cleve, die Enkelin des Schwanenritters Lohengrin, von Gottfried Kinkel zu einem Epos und von Kapellmeister Reiss zu einem Opern-Texte benutzt worden. Leider kam Otto der Schütz frühzeitig auf einer Saujagd um. Die Landgrafen Hermann der Gelehrte, Ludwig I., Wilhelm I. und Wilhelm II. weilten oft in Spangenberg, mit Vorliebe aber Philipp der Grossmüthige, dessen Neben-Gemahlin, Margarethe von der Saal, dauernd daselbst sich aufhielt, und nach ihrem Tode (1566) in der Stadtkirche begraben wurde.

Den Ruhm der Uneinnehmbarkeit aus dem 30jährigen Kriege büsste die Burg im 7jährigen Kriege ein, indem die Franzosen unter General Crillon eindrangen und die aus 42 Invaliden bestehende Besatzung gefangen nahm (Nov. 1758).

Als Staatsgefängniss hat sie im 19. Jahrhundert wiederholt gedient und war dazu sehr geeignet, da durch die tiefen Gruben und hohen Mauern jedes Entweichen der Gefangenen unmöglich gemacht wurde. Am längsten hat Polizei-Director v. Manger, welcher der Urheberschaft der Drohbriefe gegen den Kurfürsten Wilhelm II. beschuldigt wurde, hier in strenger Haft gesessen, weniger lange ein Lieutenant v. B …, der einen Referendar bei einer Begegnung im Felde erstochen hatte, und der im Kerker von Wahnsinn befallen wurde ; ferner Friedrich Hornfick und Adam Trabert wegen Pressvergehn, und eine Reihe von Civil- und Militär-Personen während des Kriegs- [Kriegszustandes]

 

 

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