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Der Vorsitzende gab zu diesen Zeichnungen die erforderlichen Erläuterungen und die versammelten Mitglieder sprachen die Hoffnung aus, dass durch einen weiteren Beitrag des Geschichtsvereins eine Veröffentlichung über diese hochinteressanten Stücke — die etwa in die Zeit von 1615—1630 fallen — in würdiger Form und einer ihrem Werthe entsprechenden Ausstattung ermöglicht werde. — Den Schluss des Abends bildete die Vorlage der ca. 350 Abbildungen zu dem von Dr. Bickell verfassten Kunstinventar des Kreises Gelnhausen, das jetzt in Herstellung begriffen ist und als erster Band der neuen Inventare der Kunstdenkmäler des jetzigen Regierungsbezirks Cassel demnächst in der hiesigen N. G. Elwert’schen Universitäts-Buchhandlung erscheinen wird *).

 

III. Sitzung am 9. November 1900.

Herr Professor Dr. Wenck entwarf ein Lebensbild der unglücklichen Gemahlin Landgraf Heinrichs II. von Hessen Elisabeth von Thüringen (1306—1367).

Er führte des weiteren folgendes aus: Mit ihrer Geburt und Taufe beschäftigt sich die anmuthige Sage vom Taufritt ihres Vaters, Landgraf Friedrichs des Freidigen, von der Wartburg nach Tenneberg: von den Feinden verfolgt, vom Vater beschützt, wurde das schreiende Kind von der Amme genährt, „sollte es auch das Thüringer Land kosten“. Der Vortragende zeigte, wie die Sage die Thatsachen verschoben und ausgestaltet hat. Mit fünf Jahren wurde Elisabeth zum ersten Male verlobt an einen der drei Söhne des Pfalzgrafen; Landgraf Friedrich behielt sich die Wahl vor. Aber schon im nächsten Jahre (1312) brauchte er die einzige Tochter, um sich mittelst einer neuen Eheberedung aus der Kriegsgefangenschaft des Markgrafen Waldemar von Brandenburg zu lösen. Eine grosse Mitgift wurde bedungen; fünf Jahre später jedoch, als sich das Waffenglück gewendet hatte, wurde auch diese Verlobung gelöst und jetzt vielmehr eine Askanierin mit bedeutender Mitgift dem Bruder Elisabeths zugesagt. — Gleichheit der Gefahren von Seiten des Erzbischofs Peter von Mainz und seines Wahlkönigs Ludwig des Bayern führte 1318 die Häuser Brabant und Wettin zusammen, im Februar 1318 empfing Landgraf Otto von Hessen von Friedrich dem Freidigen das Versprechen, dass dieser seine

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*) Bekanntlich ist dieser erste Band der Inventare unserer Kunstdenkmäler zu Ende des Jahres 1900 erschienen.

 

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