..

53

Tochter Elisabeth einem seiner Söhne, den er wählen wolle, zur Ehe geben werde. Im Jahre 1321 wird der ältere Bruder Heinrich die nun fünfzehnjährige Fürstin heimgeführt haben, ihr Vater war inzwischen unter dem erschütternden Eindruck der Aufführung des „Spiels von den zehn Jungfrauen“ körperlichem und geistigem Siechthum verfallen. — Heinrich II. hat sich als Fürst in fast fünfzigjähriger Waltung sehr tüchtig erwiesen, aber seine Ehe war unglücklich durch seine Schuld. Als ein Freund feinerer Lebensgenüsse erscheint er durch die Bestellung der überaus reich illustrierten Handschrift des „Wilhelm von Oranse“, welche seinen Erben für ewige Zeit verbleiben sollte und noch in Cassel vorhanden ist. Auf einem Bilde der Handschrift erscheinen der Landgraf Heinrich und seine Frau nebeneinandersitzend. Seltsamer Weise ist diese Handschrift in demselben Jahre 1334 hergestellt worden, in welchem Heinrich von seiner Gemahlin verlassen wurde. Sie sah sich dazu bewogen, als Heinrich, der in Liebe zu einem Hoffräulein entbrannt war, laut gegen seine Gattin den Vorwurf des Ehebruchs erhob. Ihr Bruder Landgraf Friedrich liess sie auf ihre Bitte hinwegführen — gelegentlich einer Wallfahrt vor die Thore Cassels — nach Gotha zu ihrer trefflichen Mutter. Darüber erhob dann ihr Gatte Beschwerde beim Kaiser, ein Brief des Kaisers an ihn vom 24. August 1334 giebt uns die Zeitbestimmung, aber die kaiserliche Entscheidung, dass Heinrich seine Gattin zurücknehmen und ihr alle schuldige Ehre erweisen solle, blieb wirkungslos. Beide Ehegatten überlebten die Trennung, die sich also dauernd gestaltete, um mehr als ein Menschenalter. Nach dem Tode Landgraf Friedrichs II. bestimmten dessen Söhne in gütlicher Uebereinkunft das Einkommen der Base, deren Aussöhnung mit ihrem Gatten noch 1349 für möglich gehalten wurde. 1359 nach dem Tode ihrer Mutter zog sie von Gotha nach Eisenach, wo nun ihre beiden Eltern begraben lagen. Fromme Stiftungen an die Eisenacher Kirchen erhielten ihr Gedächtniss, als sie 1367 starb. Seelenmessen für sie stiftete „ihre Jungfrau“ Elisabeth von Allna, die ohne Zweifel ganz aus der Nähe Marburgs stammte.

Herr Dr. Reimer legte alsdann den von Professor Tschackert in Göttingen herausgegebenen Briefwechsel des Antonius Corvinus und desselben Verfassers Lebensbeschreibung dieses hervorragenden Theologen vor, der in der Zeit des Landgrafen Philipp zuerst in Hessen, dann in benachbarten Ländern, namentlich in Braunschweig-Calenberg eine Rolle bei der Verbreitung der Reformation spielte. Corvinus stand einigen Professoren der Marburger Universität besonders nahe und verbrachte hier einen grossen Theil seiner Zeit, obwohl er eigentlich Pfarrer in Witzenhausen war. Ein Tsehackert unbekannt gebliebener Brief des Corvinus über die Bekehrung eines Juden konnte der Ver- [Versammlung]

 

..