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[Versammlung] sammlung im Original vorgelegt werden. — Herr Dr. Küch zeigte hierauf das aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts stammende und mit Abbildungen versehene Bruchstück einer Niederschrift von Zauberformeln vor, welche bezweckten, eine Person gegen gewisse Waffen „fest“ zu machen. — Schliesslich las Dr. Reimer noch den Brief einer Herzogin von Braunschweig an einen Herrn von Plesse vor aus dem Jahre 1469, der von dem heiteren Ton höfischer Geselligkeit jener Zeit Kunde gab.

 

IV. Sitzung am 14. Dezember 1900.

Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen schilderte der Vorsitzende das Leben und Wirken des als hessen-darmstädtischer Archivar ausser Dienst am 21. v. M. verstorbenen Archivraths Dr. Arthur Wyss. Der Vorsitzende hob namentlich die Verdienste des von 1873 bis 1879 am hiesigen Staatsarchive angestellt gewesenen scharfsinnigen Gelehrten um die hessische Geschichtsforschung hervor und ehrte sein Andenken auch dadurch, dass er die Anwesenden aufforderte, sich von ihren Plätzen zu erheben. — Hierauf hielt Herr Dr. Maurmann einen längeren Vortrag über Dialektgrenzen in Oberhessen.

Der Vortragende, der seit längeren Jahren an dem grossen nationalen Mundartenwerk, dem Wenker’schen Sprachatlas des deutschen Reichs, mitarbeitet, und der u. A. ganz Oberhessen persönlich Ort für Ort mundartlich durchforscht hat, gab unter Zugrundelegung von selbst gezeichneten Karten ein übersichtliches Bild der wichtigsten oberhessischen Dialektgrenzen, erläuterte deren sprachliche Bedeutung und wies besonders auf den Zusammenhang derselben mit natürlichen sowohl als politischen Grenzen hin. Ausführlich behandelte er die niederdeutsche Sprachgrenze, wobei er darauf aufmerksam machte, dass die zwischen dem Kreise Wittgenstein und dem waldeckschen Ederkreise gelegenen mitteldeutschen Grenzorte vielfach dem Niederdeutschen näher stehen als den südlich anstossenden Mundarten. Er besprach dann die Grenze zwischen Oberlahngau einerseits und Unterlahngau und Wetterau anderseits, die mundartlich scharf hervortritt, wies auf den Unterschied zwischen den Mundarten des Edergebiets und des Lahngebiets hin, hob die Wichtigkeit der nördlich von Marburg verlaufenden Nordgrenze des Gebietes hervor, indem verschiedene neuhochdeutsche ī, ū, ǖ diphthongiert erscheinen (lieb = läib, Kuh = Kou, Kühe = Koi, Kai) u. s. w. Nachdem er dann noch über einige Special- [Spezialfragen]

 

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