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körperliche Anstrengungen aller Art, an weite Märsche und Bergsteigen, ein Freund des Eissports, bei dem er bis wenige Jahre vor seinem Tode noch eine hervorragende Gewandtheit zu zeigen verstand, hat er selbst in den letzten Jahren, als die Erkrankung innerer Theile ihn schon stark beeinflusste, mit seinen Freunden wöchentlich einmal, im heissen Sommer wie im glitzernden Schnee, die Höhe des Herkules erstiegen. Gegen das Ende des Jahrhunderts aber schwanden mit zunehmender Krankheit schnell und schneller die Körperkräfte. Im Herbst 1900 verheirathete sich sein jüngster Sohn, Hauptmann im Feldartillerie-Regiment Nr. 62, mit Fräulein Frida v. Rosen, der Schwester der Gattin des älteren Bruders. Schon schwer leidend hatte Major v. Stamford damals die grosse Freude, seine Gattin, alle seine Kinder und Schwiegerkinder und einige Enkel um sich zu sehen. Er ahnte wohl, dass es das letzte freudige Fest für ihn sein würde. Im folgenden Winter sah man ihn seltener ausserhalb des Hauses. Seine Freunde, denen nicht verborgen blieb, wie schnell er hinfällig wurde, vermissten ihn nun auch auf dem gewohnten Platz bei den Kammermusik-Aufführungen, von denen er früher selten eine versäumt hatte. Jeder Tag des kommenden Frühjahrs brachte ihm neue Leiden, neue unerträgliche Schmerzen, bis ein sanfter Tod ihn am 16. Mai endlich erlöste.

Major v. Stamford war schlicht, einfach, anspruchlos, abhold allem Schein und theatralischem Auftreten. Er war ein guter, selbstloser Kamerad und hatte eine hohe ideale Auffassung von Kameradschaft und Freundschaft. Ohne übermässigen Werth zu legen auf den Namen, den er trug, fühlte er sich doch als Edelmann und verband mit diesem Namen den Begriff einer wahrhaft edlen Gesinnung und Handlungsweise. Daher geisselte er auch rücksichtslos und mit Schärfe das Unrecht, wo es sich ihm zu zeigen schien. Doch auch er war nicht ganz frei von Vorurtheilen und vorgefassten Meinungen, und nicht

 

 

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