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Als nach der Schlacht bei Leipzig der Kurfürst wieder Besitz von seinem Lande genommen hatte, wurde meinem Vater auf sein Ansuchen der alsbaldige Austritt aus der Legion bewilligt, worauf derselbe bei den kurhessischen Husaren als „Säbeljunker“ eingestellt wurde und als solcher die beiden Feldzüge nach Frankreich mitmachte. Längere Zeit lag er damals vor Meziéres. Nach den Feldzügen schied mein Vater, der für das Baufach vorgebildet war, aus dem Militärdienst und trat in den kurhessischen Staatsbaudienst.

In gleicher Weise, wie mein Vater, hat sich zu jener Zeit die überwiegende Zahl der Garde du corps dem Dienste der Franzosen entzogen, nur wenige, etwa ⅓ der aus Cassel Ausgerückten, darunter von Kaysenberg, hielten so lange aus, bis sie in Cöln von den Franzosen entwaffnet und fast entkleidet, ohne Abschied und ohne Dank entlassen wurden *). Ebenso wie bei den Garde du corps desertirten auch Offiziere und Mannschaften von anderen westfälischen Truppentheilen, wenn nicht die ganzen Regimenter zu den Verbündeten übertraten**).

Der Garde du corps von Kaisenberg rechnet es sich nach den an seinen Vater gerichteten Briefen zum besonderen Verdienste an, dass er seinem, dem Franzosenkönige geleisteten Eide bis an’s Ende treu geblieben sei und wirft Denen, die sich vorher auf eigene Faust entfernt hatten, Eidbruch vor. Wie aber die Verhältnisse damals lagen, hatte Jeder sich die Frage vorzulegen, ob er den Franzosen weiter dienen und so an seinem Theil dazu beitragen wolle, Deutschland noch länger unter dem fremden Joch zu halten oder ob er die französischen Fahnen verlassen und mit den deutschen Landsleuten vereint die fremden Unterdrücker aus dem Lande jagen solle. Wenn mein Vater mit vielen anderen Deutschen, die in gleicher Lage waren, sich für das Letztere entschied, so fällt auf deren Character gewiss auch nicht der Schatten eines Makels.

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*) Vergl. v. Kaisenberg, S. 296.

**) U. a. ging ein Oberst von Hammerstein mit 2 vom König Jérome neu gebildeten Husarenregimentern über. Vergl. v. Kaisenberg, S. 269.

 

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