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Schenkung von Schriften: 1) aus dem Nachlasse des Ehren-Mitglieds, des Majors v. Stamford, 2) durch einen unbekannten Geber eine Photographie, darstellend 11 Mann der ehemaligen kurhessischen Garde-du-Corps in Civil-Kleidung, aufgenommen bei Gelegenheit des 82. Geburtstags (24. 4. 1901) ihres Stabstrompeters Konrad Eisenach dahier*). Eine Kanonenkugel wird vorgezeigt, die in der Nähe von Schloss Schönfeld aufgefunden ist und wahrscheinlich aus dem 7jährigen Kriege herrührt. Herr Dr. med. Schwarzkopf hält darauf den angekündigten Vortrag: „Gefangene Schill’sche Offiziere und Soldaten in Kassel im Juni und Juli 1809“.

In der Zeit der schwersten Heimsuchung unseres Volkes, nach der Katastrophe von 1806, warfen zuerst Ferdinand von Schul und Wilhelm von Dörnberg wieder einen Strahl der Hoffnung in die deutsche Volksseele, als sie die Fahne des Aufstandes gegen den Franzosen-Kaiser und seine Regenten wieder emporhoben. Beide handelten gemeinsam und in Uebereinstimmnng, und wenn auch Dörnbergs Unternehmen durch das Gefecht an der Knallhütte völlig missglückte, so war es doch Schill gelungen, mit seinem Regimente Berlin zu verlassen und sich nach Stralsund zu werfen, wo er nach heldenmüthigem Kampfe der Uebermacht der Dänen und Holländer erlag. Er selbst wurde getödtet und General Gratien liess durch den Armee-Chirurgen seiner Division den Kopf vom Rumpfe trennen und diese traurige Reliquie nach Kassel bringen, um hier den von Jerome für Schill’s Kopf ausgesetzten Preis von 10000 Francs zu erhalten. In Stralsund mussten sich 557 Unteroffiziere und Soldaten Schills zu Gefangenen ergeben. Aber auch 11 Offiziere, die beiden Brüder Karl und Albert v. Wedell, die Leutnants Jahn, v. Keller, v. Gabrion, v. Flemming, v. Kessenbrink, v. Trachenberg, Schmidt, Galle und Folgentreu geriethen in Gefangenschaft.

Anfangs wurden die Gefangenen, von mecklenburgischer Infanterie bewacht, in den Kasematten von Stralsund in gemeinsamer Haft gehalten, bis man sie nach Braunschweig brachte. Hier wurden die Offiziere von den Mannschaften getrennt und gleichzeitig 11 der Gefangenen, die als westphälische Unterthanen erkannt wurden, sofort erschossen, darunter ein Hesse, Christian Ruip aus Obernkirchen.

Ueber den Transport der Gefangenen von Braunschweig nach Kassel hatte der Kriegsminister Eblé bereits Verfügung getroffen und das 3. Bataillon des 6. Linien-Regiments (das sog. Depot-Bataillon) bestimmt, die Gefangenen mit Ausnahme der

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*) Konrad Eisenach, Kreisbereiter a. D., in Kassel wohnhaft, ist inzwischen am 8. Januar verstorben und mit militärischer Feier am 16. Januar 1902 begraben worden.

 

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