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Offiziere, nach Kassel zu bringen. Merkwürdiger Weise hatte man dort die Ankunft der Schill’schen Gefangenen bereits am 21. und 22. Juni erwartet und grosse Vorbereitungen für die Verpflegung derselben getroffen. Ausweislich der städtischen Akten, die dem Vorgange zumeist zu Grunde liegen, war die Gastwirthin Wentzell beauftragt worden, für die Verpflegung der Schill’schen Gefangenen zu sorgen. Dieselbe hatte bereits für 600 Schill’sche Gefangene gekocht. Da dieselben aber nicht eintrafen, so wurden die 600 Portionen Essen auf Befehl des Praefecten Reinemann an die städtischen Strafanstalten und Arbeitshäuser abgegeben, worüber sich noch Quittungen und Rechnungen als Belege in den Akten finden.

Erst am 23. Juni 1809 verliessen 185 Schill’sche Gefangene und am 24. Juni ebensoviele, von westphälischen Soldaten begleitet, Braunschweig, und über Göttingen und Münden wurden dieselben nach Kassel gebracht. Auf Befehl des Colonel, (Commandant d’Armes, d. h. des Platz-Commandanten) Obersten v. Melzheiner, eines früheren hessischen Offiziers des Garde-Grenadier-Regiments, wurden die Gefangenen nach dem später abgerissenen Exercier-Hause gebracht, das auf dem Platze der Infanterie-Kaserne stand. Hier wurden die Gefangenen untergebracht, nachdem die den Transport geleitenden Militärs ihre Quartierbillets erhalten hatten. Diese Billets, welche ausdrücklich auf die Offiziere der Schulischen Eskorte lauten, sind noch vorhanden und liegen den städtischen Akten bei.

Die Verpflegung der Gefangenen übernahm Aron Weil, entrepreneur de la subsistance militaire. Auch lieferte derselbe das Stroh für ihre Lagerung. Das Fleisch lieferte dagegen die Wittwe Wentzell, das Bier der Bierbrauer Eisengarthen in der Bärenkammer am Pferdemarkte, den der Mannschaft beim Abmarsch bewilligte Branntwein der Branntweinschenker Müller. Der Küfer Leck in der Schäfergasse stellte 2 Fässer für die Verrichtung gewisser Bedürfnisse. Alle Rechnungen hierüber sind in den städtischen Akten enthalten. Der zweite Transport von Gefangenen wurde in gleicher Weise wie der erste untergebracht und verpflegt,

Bei diesen beiden Transporten handelte es sich lediglich um die in Stralsund gemachten Schill’schen Gefangenen. Aber auch bei Dodendorf waren 113 Schill’sche Krieger in die Hände der Franzosen gefallen. Diese wurden gleichfalls nach Kassel geschafft, um von da aus weiter befördert zu werden. Der Maire v. Canstein war durch einen (zur Vorlesung gebrachten) Brief des General-Commissars Castant benachrichtigt worden, dass 113 Kriegsgefangene „de la bande de Schill“, wie es ausdrücklich hiess, eintreffen würden. Bei ihrer Ankunft in Kassel entdeckte Capitän Biscamp (der Grossonkel des Vortragenden) 3 Offiziere unter den Schill’schen Gefangenen und veranlasste in noch vorhandenem Schreiben deren Ueberführung in das Kastell, wo ihnen durch den Gastwirth des sog. Dörfchen in der Unterneustadt eine bessere, sogar aus Braten bestehende Verpflegung mit anderen Annehmlichkeiten zu Theil wurde. Die 3 Offiziere waren der von Napoleon später begnadigte Leutnant

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