vorherige Seite  -  zurück  -  nächste Seite
 
 

..

44

[Kunstdenkmälern] denkmälern zu wachen hätten, fand sie auch darin, dass die Behörden verschiedener Ressorts nach dieser Beziehung hier zu wenig zusammenarbeiten, dass den amtlich bestellten Kunstkonservatoren zu wenig ausführende Gewalt verliehen sei, dass diese zu spät oder gar nicht von der Gefährdung eines Denkmals unterrichtet würden, und dass auch häufig keine Gelder zum Ankaufe, zur Herstellung oder Konservierung in ihrem Bestände bedrohter Kunstdenkmäler vorhanden seien. Wie namentlich im neunzehnten Jahrhundert nach dieser Richtung hin gesündigt sei, ergaben die nachfolgenden Mitteilungen eines der anwesenden Vereinsmitglieder. Dieser erzählte speziell aus Hessen, dass 1826 die prächtige, aus dem 11. oder 12. Jahrhundert stammende Kilianskirche auf dem Friedhofe zu Hess. Lichtenau auf Betreiben des damaligen Bürgermeisters und des ersten Geistlichen abgerissen wurde, obgleich ihre Ausbesserung nur 90 Mark gekostet haben würde, von welchen die Bürger den grössten Teil schon gesammelt hatten. Allendorf a. W. besass bis 1823 noch 5 wohlerhaltene malerisch schöne Türme z. T. über den Stadttoren, z. T. in der Stadtmauer. Sie wurden um jene Zeit bis auf einen, welchen man stehen liess, um Material für einen allenfallsigen Brückenbau zu behalten, ohne zwingende Gründe abgerissen. In den Jahren 1881—96 wurden daselbst nicht nur baufällige Teile der fast überall noch vorhandenen Stadtmauer abgebrochen und die Steine zum Uferbau verwendet, sondern auch sehr wohl erhaltene Teile an der Ostseite, welche noch den unversehrten Wallgang, Schiessscharten und Deckplatten besassen. In einem Talkessel südöstlich von Allendorf befanden sich die wolerhaltenen Ruinen zweier Kirchen, welche zu den 1402 in einer Fehde zwischen Hessen und Mainz zerstörten Dörfern Emmicherode und Rupprechthain gehörten. Mehr als 4 Jahrhunderte hatten ihnen fast nichts anhaben können. Sei es aus Pietät, sei es infolge des damals noch mehr als später vorhandenen Rechtsgefühls hatten die Bewohner der Gegend nicht daran gerührt. Erst dem 19. Jahrhundert blieb es vorbehalten, diese alten Ruinen zu verwüsten. Die des Dörfchens Rupprechthain ward in ein Jagdschlösschen für einen Weinhändler umgebaut. In die Fenster setzte

 

..