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Bücherbesprechungen.

Boos, Heinrich: Geschichte der rheinischen Städtekultur von ihren Anfängen bis zur Gegenwart mit besonderer Berücksichtigung der Stadt Worms. Hgg. im Auftrag von Cornelius W. Frhr. Heyl zu Herrnsheim. Mit Zeichnungen von Joseph Sattler. Berlin (J. A. Stargard). 4°. — Bd. IV, 1901. VIII u. 741 SS.

Der vorliegende Band bringt das an dieser Stelle schon mehrfach besprochene Werk zum Abschluss. Er zeigt vom ausgehenden Mittelalter ab noch einmal eine Glanzzeit des städtischen Lebens am Rhein, die Blüte und den Höhepunkt dieser Kultur zur Zeit der Reformation, dann aber mit dem 30jährigen Kriege und der daran sich anschliessenden Periode der Vorherrschaft Frankreichs in den Rheingegenden den unaufhaltsamen Niedergang der Städte in geistiger und materieller Beziehung. Wieder ist es die Stadt Worms, die im Vordergrund steht. Sie hat von 1482 an einen erbitterten Kampf mit dem Bischof um ihre Freiheit und Unabhängigkeit ausgefochten, der mit den Rachtungen von 1509 bezw. 1526 zum Abschluss kommt. 1521 ist sie der Schauplatz des grossen und für die Reformation so wichtigen Reichstages, auf dem Luther zum ersten Male in den Vordergrund der Geschichte tritt. Hier ist B. in der Lage, unter Benutzung einer Reihe in den letzten Jahren erschienener Quellenwerke, insbesondere der Depeschen des päpstlichen Nuntius Aleander, ein Bild der Vorgänge in der Stadt und auf dem Reichstage entwerfen zu können, der ebenso anziehend wie in vielen Einzelheiten neu ist. Es folgt das Kapitel der Kirchenverbesserung. Die Reformation, der sich die Bürgerschaft anschliesst, ist eine neue Quelle der Bedrängnis für sie, besonders als mit dem 30jährigen Krieg der Einfluss und die Macht der Jesuiten steigen. Aber das Schlimmste erduldete sie durch die Mordbrenner Ludwigs XIV. von Frankreich, der die Stadt gänzlich zerstören liess. Im 18. Jahrhundert folgt ein dumpfes Stillleben, in das erst durch die französische Revolution wieder Bewegung gebracht wird. Mainz schloss sich bekanntlich ganz an die Revolution an, und auch in Worms wurde die alte Verfassung gestürzt und es bildete sich ein Jakobinerklub. Doch es würde zu weit führen, den reichen Inhalt des Bandes auch nur entfernt andeuten zu wollen. Was der Verfasser in einem Schlusswort den Lesern der Städtekultur sagt, indem er gewissermaassen die Quintessenz aus dem voraufgehenden Inhalt des grossen Werkes zieht, ist für die Beurteilung unseres Städtewesens allgemein von Wichtigkeit. In den Städten wird sich in Zukunft ein grosser Teil der Kulturaufgaben des Volkes verwirklichen.

 

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