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[biographische] phische Aufsätze von Otto Hartwig. Die sachlichen und persönlichen Ausführungen des Vortragenden wurden von Herrn Landgerichtsrat Gleim und Herrn Pfarrer Scheffer ergänzt.

3. Sitzung am 17. Januar 1906. 1)

Diese Sitzung wurde ausgefüllt durch einen Vortrag des Herrn Landgerichtsrat Heer über „Marburger Studentenverbindungen bis zum Schluß des 18. Jahrhunderts.“ Einleitungsweise betonte der Vortragende, daß das Studentenleben trotz der von den Studenten beanspruchten Sonderstellung einen Teil des Volkslebens darstelle, ferner daß die studentischen Verbindungen im studentischen Leben in der Regel eine wesentliche führende Rolle gespielt haben. An eine kurze Besprechung der Quellen schloß sich ein Überblick über die Entwickelung des Verbindungswesens auf den deutschen Universitäten in der ältesten Zeit. Die Verbindungen sind hervorgegangen aus den sogenannten Bursen und Tischgesellschaften, in welch letzteren naturgemäß meist die durch die Bande der gemeinsamen Heimat verbundenen Leute sich zusammenfanden, sie trugen also meist landsmannschaftlichen Charakter. So entstanden die älteren Landsmannschaften oder National-Conventikel. Ihr Zweck war gegenseitige Förderung und Unterstützung. Marburg hatte seine Burse in der heutigen Probstei, in der aber nur die Stipendiaten wohnten und gespeist wurden. Sie standen unter Aufsicht, aber auch die übrigen Studenten mußten sich einen Präceptor wählen, der sie speziell zu beaufsichtigen hatte. Mit Verfall dieses Instituts beginnt gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine starke Verwilderung der Sitten. Ausschreitungen rufen seit Anfang des 17. Jahrhunderts Warnungen der Verbindungen hervor. Zuerst aus dem Jahre 1602 wird uns berichtet, daß die Studenten Bündnisse und förmliche Abmachungen unter einander schlössen und nun öfter in ganzen Scharen gegen einander kämpften. Bald nachher werden die Verbindungen als Tischgesell- [Tischgesellschaften]

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l) Bericht: Oberhess. Ztg. vom 20. Januar 1906, Hessenland 1906 S.- 416.

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