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einer Geschichte dieser für die deutsche Keramik so wichtigen ältesten deutschen Fabriken, gelegt. Er hatte gleichzeitig eine schöne Folge guter Erzeugnisse dieser und der übrigen hessischen Fabriken (in Flörsheim, Frankfurt, Fulda, Höchst, Kelsterbach, Offenbach) zusammengebracht. Auf Grund seiner Feststellungen und seiner reichen Erfahrungen, die er mit größter Bereitwilligkeit mitteilte, ist es möglich gewesen, den Bestand beträchtlich zu erweitern. Namentlich für die Kenntnis der Frankfurter Keramik sind v. Drach’s Anregungen zur Beobachtung der Zinnstempel und gewisser Eigentümlichkeiten des Dekors äußerst fruchtbar gewesen. Neben den Sammlungen die der verstorbene O. Cornill im Frankfurter Historischen Museum und die Herren G. H. Lockner und A. Stöhr im Museum des fränkischen Altertumsvereins in Würzburg angelegt haben, bietet die Kasseler Sammlung jetzt das reichste Material für die Geschichte dieses im ganzen 18. Jahrhundert in höchster Blüte stehenden Zweiges hessischen Gewerbes. Sie umfaßt über- 400 hessische Fayencen, und die bunte Menge der Weinkannen und Bierkrüge, Terrinen und Schüsseln, Platten und Teller, Salzfässer und Tintenfässer, Vasen und Blumengefäße, Körbchen, Konfektschalen und Figuren — darunter die vortreffliche eines großen Papageis aus der Flörsheimer Fabrik — füllt 6 große Schränke im letzten Zimmer des Unterstocks der Galerie.

Als Beigabe, die unsere Leser für die Trockenheit dieser Aufzählung etwas entschädigen möge, geben wir eine Reproduktion, des oben erwähnten Kasseler Porzellanbildes Friedrich II., das auf einer Kölner Auktion einem englischen Liebhaber abgejagt werden konnte. Möchte es ein gutes Wahrzeichen sein, daß das Bild des um die Kunstpflege in seinem Lande so hochverdienten Herrschers in diesem Jahre in seine Heimat zurückkam, in dem die Königliche Staatsregierung, die hessischen Stände und die Stadt Kassel an die zeitgemäße Umgestaltung seiner glänzenden Schöpfung, des Museum Fridericianum, Hand angelegt haben.

Kassel, im Dezember 1906.                          J. Boehlau.

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