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Räume der Burg auf, in denen der alte Burgwart Volkwein zunächst ein einfaches, aber willkommenes Frühstück bot. Dann wanderte man durch die Säle und Zimmer der Burg, in denen wiederum eine historische Ausstellung aufgestellt war, die namentlich viele und sehenswerte Geräte zur Flachsbehandlung und Garnbereitung enthielt.

Schließlich wieder in dem Burghof angekommen, wurde der Verein von einem gemischten Chor unter Leitung des Herrn Lehrers Heinlein mit einem Hessenliede begrüßt. Dann trat aus Tannengrün her vor der Burggeist der alten Bergveste (dargestellt durch Fräulein Konradine Schäfer) in den ge rade zur rechten Zeit von der Sonne hell beleuchteten Burghof und sprach folgenden, von unserem hessischen Schriftsteller Franz Treller in Kassel verfaßten Willkommensgruß:

 

Ruf ich für einen Augenblick

Zu liebendem Erinnern

Die ferne Vorzeit Euch zurück,

Geschieht's in Bildern, Allen wohl vertraut,

Die freudvoll jede Hessenseele schaut;

Die Seele nur kann frisches Leben

Dem längst Entschwundnen wieder geben.

 

Hier redet Alles noch von jenen Zeiten,

Da, blitzend Schwert in ihrer Rechten,

In Stahl geharnischt, kühne Recken reiten,

Für Spangenberg, das Hessenland zu fechten;

Von Bürgern auch, die ohne Bangen

Im Streit die schweren Kolben schwangen.

Rauh war die Zeit — und zu den fernen Tagen

Kann uns Erinnrung nun hinübertragen.

 

Doch aus der Nacht, die das Vergangne decket,

Tritt strahlend uns ein lieblich Bild hervor:

Otto der Schütz mit jener holden Rose,

Die er zur Herzenliebsten sich erkor.

Der Zauberin Romantik holde Blüte

Wird uns lebendig in dem jungen Paar,

Das vor so vielen hundert Jahren

Die Zierde dieses Schlosses war.

 

Dem Schützen schenkt das Grafenkind ihr Herz,

Hoch ragt er aus der Kriegsgesellen Schwarm,

Ihn sein zu nennen, wagte es wohl kaum.

Ein Wunder — und aus schmerzlich süßem Traum

Erwacht sie jubelnd in des Hessenprinzen Arm.

 

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