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aufgestellten äußerst reichhaltigen historischen Aus stellung bot. Neben vielen Erinnerungen an den letzten hessischen Kurfürsten sah man hier interessantes altes Tuchmacher-Handwerkszeug, Zunftbriefe und Zunftfahnen, Waffen und Fahnen der Bürgergarde, Urkunden, teilweise aus dem 14. Jahrhundert, christliche und israelitische Kultusgeräte 1), eine reichhaltige Sammlung vorreformatorischer Bibeln, Gemälde, Kupfer stiche und zahlreiche Erzeugnisse des Kunstgewerbes.

Um 5 Uhr nachmittags fand im Saale des Kasinos das Festessen statt, an dem etwa 130 Mitglieder und Gäste mit ihren Damen sich beteiligten. Eine große Zahl ernster und heiterer Tischreden folgte dem Kaiser hoch, das der Vorsitzende ausbrachte. Der Abend bot, nachdem das Wetter wieder besser geworden war, eine italienische Nacht mit Konzert der Kapelle des Inf.-Regts . 167 im Kasinogarten, woran sich für die Melsunger und ihre in Melsungen bleibenden Gäste noch ein Tanzvergnügen anschloß.

Der größte Teil der Kasseler Mitglieder war am Freitag Abend nach Hause zurückgekehrt und fuhr am Sonnabend Morgen mit der Eisenbahn über Mals feld nach Spangenberg. Das Wetter war wieder so ungünstig, daß nur wenige Damen sich anzuschließen wagten. In Spangenberg angekommen, stieg man unter Führung des Herrn Bürgermeister Bender hinauf zur alten Bergveste , von deren Torbastion man sehnsüchtig hinabsah auf den Weg, der die Melsunger bringen sollte. Aber dort hatte man in Anbetracht des bedenklichen Wetters lange gezögert, ehe man sich zur Abfahrt entschloß. Endlich sah man von der Burg aus die Wagen herannahen, deren Insassen jubelnd begrüßt wurden. Vereint suchte man nun die

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1) Viel Interesse erweckte die von der Gemeinde Röhrenfurth ausgestellte alte Holzstatue des h. Oswald. Der Sage nach soll die damals bereits seit 100 Jahren protestantische Gemeinde im 30jähr. Kriege einem kaiserlichen Truppenteile, der den Ort besetzen wollte, unter Vortragung dieser Heiligenfigur entgegengezogen sein, um als vermeintlich katholische Gemeinde eine bessere Behandlung zu erlangen. Das soll ihr zwar gelungen, sie aber nachher vom Landgrafen wegen dieser Glaubensverleugnung schwer bestraft worden sein.

 

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