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Holz. Um der dadurch eintretenden Verwüstung der Wälder vorzu beugen, bemühte sich Landgraf Wilhelm IV. um Einführung der Koh lenfeuerung. Dem Pfarrer Johannes Rhenanus in Allendorf gelang es, zunächst in dem Soodener Salzwerk und dem Bilsteiner Kupferwerk das Holz als Feuerungsmaterial durch die Braunkohle zu ersetzen und der landgräfliche Baumeister Christoph Müller erfand denn 1580 die Koksbereitung, welche Erfindung sonach mit Unrecht den Engländern zugesprochen wird. Auch sonst bemühte sich Wilhelm IV. um die Glasmacherei; er richtete im Weißen Hof zu Kassel eine Glashütte ein, die venetianisches Kunstglas fertigte. Allein trotz aller Bemühungen ging die Zahl der Glashütten in Hessen ständig zurück, so daß zur Zeit des Vortrags nur noch eine im Kaufunger Wald bestand, diejenige der Herren von Buttlar in Ziegenhagen 1).

Wenn uns nun auch schon im frühen Mittelalter durch einen Insassen eines hessischen Klosters, den Benediktinermönch Theophilus im Kloster Helmarshausen , die Technik der Glasmalerei geschildert wird, so hat letztere doch in Hessen niemals in besonderer Blüte gestanden und es sind nur wenige Glasmalereien aus älterer Zeit in Hessen erhalten. Als hessische Bauten, die solche aufweisen, sind besonders zu nennen: die Marienkirche zu Hanau, die Pfeilerbasilika zu Gelnhausen, das Lutherhaus zu Schmalkalden, die Elisabethkirche und das Rathaus zu Marburg, das Hospital zu Weidenhausen vor Marburg, die Zisterzienser-Ordenskirche zu Haina, die Pfarrkirche St. Marien zu Frankenberg, die Kirchen zu Asmushausen, Dagobertshausen und Immenhausen, der Dom zu Fritzlar und die Zisterzienser-Klosterkirche zu Nordshausen. Eine Anzahl bunter Glasscheiben aus der Kapelle zu Riede befinden sich im Besitz des Herrn von Buttlar. Die in den Fenstern der Kapelle auf der Löwenburg am Habichtswald befindlichen Glasmalereien stammen aus den Kirchen zu Hersfeld, Immenhausen, Obernkirchen und Dagobertshausen 2). Sie stellen die Legenden der h. Radegunde, des h. Lambert, des h. Georg, den sog. Stammbaum Christi und Szenen aus der Leidensgeschichte dar und sind neuerdings von den Kasseler Glasmalern Gebr. Ely restauriert worden.

Reicher Beifall lohnte den Redner.

An ein gemeinsames Frühstück im „Hessischen Hof“ schloß sich dann eine Besichtigung der Stadt und ihrer baulichen Altertümer, besonders der Stadtkirche und des im Umbau begriffenen Schlosses, wo bei die Herren Apotheker Braun und Kaufmann Prack die Führung übernommen hatten. Die Un gunst des Wetters zwang aber bald, eine Unterkunft zu suchen, die die Räume des Rathauses mit der dort

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1) Diese letzte hessische Glashütte mit ihrer Filiale in Immenhausen ist im Jahre 1907 ebenfalls eingegangen.

2) Auch das Kloster Möllenbeck hat dazu beitragen müssen.

 

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