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Vor Allem sei's dem Schutz empfohlen

Der Freunde hessischer Vergangenheit,

Und — jeder Hesse stimme freudig mit mir ein —

Dem Schutze derer, die die Vorzeit lieben

Und treu und arbeitsvoll sich einen

Im hessischen Geschichtsverein!

 

Dem Dichter und der Vortragenden wurde reicher Beifall gespendet; gar manchem der Teilnehmer wird diese hübsche und freundliche Szene zwischen den ernsten grauen Mauern der alten Burg unvergeßlich bleiben.

Herr Ingenieur Happel hielt nun einen Vortrag über die Baugeschichte der Burg.

Die Burg Spangenberg zeigt in ihren Bauteilen alle Stil- und Befestigungsarten vom Mittelalter bis auf den heutigen Tag. Sie gehörte, soweit sich dies ermitteln läßt, zuerst den Herren von Treffurt, die sie zwischen 1214 und 1235 erwarben. Vermutlich wurde sie zum Schutze der durch das Spangenberger Tal laufenden Straße von Frankfurt a. M. nach Thüringen erbaut. Ihre Lage war im Hinblick auf die damaligen Waffen eine völlig gesicherte. Bald nachher baute sich dann am Burgberge die Stadt Spangenberg an, die schon 1261 erwähnt wird.

Diese älteste Treffurter Burg, die, wie man annehmen muß, im romanischen Stil gebaut war, besteht nicht mehr. Nachdem die hessischen Landgrafen 1350 die Burg durch Kauf erworben hatten, mußte sie einem Neubau Platz machen; nur der untere Teil eines Gebäudeflügels enthält noch Reste der alten Burg. Der diesem Teile gegenüberliegende Burgteil zeigt schon gotische Formen, in einzelnen Einbauten sogar spätgotische.

Im nördlichen Flügel finden wir eine prächtige hohe Halle, das frühere Brauhaus. Die oberen Räume des anstoßenden Flügels enthalten einen Saal mit schön behauenem Kamin, an dem eine Jagdszene dargestellt ist. Daneben erblickt man einen Mann, der einen Falken auf der Hand trägt; vor ihm stehen 2 Kinder. Ein dabei angebrachter Spruch lautet:

Was suchet ir, was bringt ir mir, das saget ir von mir auf meine handt zu euern garten aus fremden landt vöglein zu fangen bin ich gesandt.

An diesen Raum schließt sich der Torturm, in dessen oberem Räume sich die Kapelle befand. Auch im südlichen Hauptgebäude befand sich eine kleine Kapelle, die, ihrer spätgotischen Form nach, als jüngerer Einbau anzusehen ist. Ein Saal dieses Flügels enthält interessante Waldgemälde, wohl aus dem 16. Jahrhundert stammend: eine Lagerszene, eine Darstellung aus dem Leben Vergils und die merkwürdige Darstellung eines Reiters, der auf seinem Pferde auf dem Kopfe steht 1).

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1) Diese Wandgemälde sind leider dem neuesten Umbau des Schlosses (1907) zum Opfer gefallen.

 

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