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zunächst wurde nur für die Kasernen gebacken, nachmittags vielleicht für uns. Kartoffeln sollen für Geld nicht mehr zu haben sein. Es ist eine schlimme Zeit, soviel Leute zu versorgen.“

Es folgen nun allerlei nachher widerrufene Ge rüchte, über Plünderungen, deren Täter erschossen werden sollten u. dergl. Die Anwesenheit einer hannoverschen Husarenpatrouille und des hannoverschen Pionierdetachements , das die Telegraphenapparate am Bahnhof zerstörte, wird kurz berichtet; auch daß Max Dunker , ein Freund des Vaters der Verfasserin vom Frankfurter Parlament her, zum Zivilkommissar für Kurhessen ernannt sei. Über die Einquartierung wird weiter berichtet:

„Es sind recht ordentliche Leute, drei vom linken Rheinufer haben geäußert: „„wenn wir zurückkommen, sind wir Franzosen geworden““ . Es sind viel Ver heiratete dabei. Der Zapfenstreich war recht schön und großartig, aber das Herz tut einem doch weh, wenn man sich die Dinge überlegt. Ich beneidete ordentlich die Italiener, als ich in der Zeitung deren verdeutschtes Kriegslied las, sie haben doch einen aus wärtigen Feind und wissen, was sie wollen und wünschen; wir dagegen können keiner Partei ent schieden den Sieg wünschen, und das Ende vom Lied ist dann doch, daß wieder ein Stück vom deutschen Land den Franzosen zufällt.“

Die Aufzeichnungen der nächsten Tage bringen nur kurze Mitteilungen über die Einquartierung, die sich tadellos benimmt. Am Sonnabend, den 23. Juni, wird die von der Henschelschen Fabrik wegen des Transports ihrer Lokomotiven oft erbetene und vom Kurfürsten stets abgelehnte Beseitigung des Holländi schen Tores, die damals großes Aufsehen erregte mit den lakonischen Worten gemeldet: „Das Holländische Tor ist niedergerissen“. Dann fährt die Verfasserin fort:

„In der Zeitung stand eine Bekanntmachung des Zivilkommissars, Landrat v. Diest , es sei ein böswillig verbreitetes Gerücht, daß die Preußen in Sachsen eine Aushebung vorgenommen hätten und es auch hier tun

 

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