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Falkenstein ist in Frankfurt — über Aschaffenburg — eingezogen, die Frankfurter haben eine ganz hübsche, aber nicht beneidenswerte Verpflegungsordre für ihre Einquartierung bekommen, für den Mann neben andern guten Dingen täglich 8 Zigarren und ½ Flasche Wein, für den Offizier 8 gute Zigarren und l Flasche Wein. Außerdem haben sie schon sehr viel bar be zahlen müssen. — Herr v. Werder ist in die Komman dantur gezogen, die nun zum „ Gouvernements-Gebäude “ geworden ist; Herr v. Möller ist nach Fulda und Hanau gereist, um sein neues Reich zu besehen und in Besitz zu nehmen. — Die Preußen traten hier ganz manierlich auf und sehen auch oft ganz gemütlich aus, gar nicht so stramm und straff, wie man sich preußisches Militär denkt. Im Gegenteil, die Posten legen ihre schweren Tornister in die Schilderhäuser, behalten als Besonderheit nur den Brotbeutel um, sonst sehen sie fast aus wie die unserigen und stehen, gehen und plaudern ganz vergnüglich. Auch das Verhältnis zwischen Offizieren und Gemeinen ist, be sonders bei der Landwehr, sehr kameradschaftlich. — Papa bleibt nach wie vor bei seiner Ansicht, daß. Hessen sich Preußen in Einigem unterordnen muß, aber außerdem als selbständiger Kurstaat bestehen bleibt; ich denke, das ist auch die Ansicht der Morgenzeitungspartei. Aus den anderen Zeitungen werde ich nicht recht klug, doch ist ein allmählicher Umschlag zu Gunsten Preußens in allen Zeitungen, die ich lese, zu bemerken. Ich selbst schäme mich wegen meines Wankelmuts, aber ich habe gelernt, daß ich als Preußin auch jetzt stolz sein würde. — Alle Geschäftsleute würden, glaub' ich, lieber heute, als morgen preußisch. — Am liebsten hessisch unter preußischem Schutz, aber lieber preußisch, als hessisch unter französischem Schutz!

Dienstag, den 24. Juli. Hier im Rathaus und in den Kasernen ist die Niederlage der Gaben für die Verwundeten, und das Damenkomitee geht dort viel ab und zu. Unten in der Kaserne wird für sie gekocht, da halten auch viele Damen Reihe um und sind morgens und nachmittags stundenlang dabei.

 

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