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erkaufen. Bei der 1264 geschlossenen Einigung zwischen Meißen und Hessen trat der Markgraf von Meißen Eschwege an Heinrich das Kind ab. Unter dessen Regierung blühte die Stadt auf, wie die Erbauung der „Neustadt“ beweist. Aber auch der letzte Schein einer Selbständigkeit ging ihr verloren, als König Adolf von Nassau, um des hessischen Landgrafen Unterstützung zu gewinnen, ihm am 9. Mai 1292 die Reichsburg Boyneburg und die Stadt Eschwege unter dem Titel eines Fürstentums als Reichslehn übertrug, sodaß der Landgraf und seine Erben wegen dieser Besitzung als Reichsfürsten anzusehen und fürstliche Stimme, Ehren und Privilegien genießen sollten, welche Belehnung an demselben Tage von dem Kurfürsten bestätigt wurde. Nun vollzog sich schnell die Unterwerfung der kleinen Territorialherrn unter den Landgrafen. Auch das Eschweger Cyriakusstift mußte eins seiner Rechte nach dem andern dem Landgrafen überlassen.
Noch einmal schien sich der Stadt Eschwege Gelegenheit zu bieten, ihre Freiheit wieder zu gewinnen. Wie in andern deutschen Ländern im 14. und 15. Jahrhundert kam es auch in Niederhessen in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zum Zusammenstoß zwischen der landesfürstlichen Gewalt und den Freiheitsgelüsten der Städte. Am 1. Januar 1376 schlossen die niederhessischen Städte einen Bund gegen ihren Landgrafen, dem auch Eschwege beitrat. Nach anfänglichen Erfolgen der Städte kam es aber schließlich zu einem Vergleich, nach dem sich nun der ganze Zorn des Landgrafen gegen Eschwege wandte. Da warf sich die Stadt in ihrer Bedrängnis dem Markgrafen Balthasar von Thüringen in die Arme und huldigte ihm 1385. Um den neuen Besitz zu behaupten, baute der Thüringer eine Burg in Eschwege und trat den Mitbesitz der Stadt dem Kurfürsten von Mainz ab, dem die Stadt huldigen mußte. Erst nach langen Kämpfen, in denen das untere Werratal schwer zu leiden hatte, einigte man sich: die Markgräfin Anna von Thüringen brachte ihrem Gatten, dem Landgrafen Ludwig dem Friedsamen von Hessen, die Landschaft an der Werra mit Eschwege als Mitgift in die Ehe.
Seitdem ist Eschwege hessisch geblieben. Wenn nun auch seine Patrizierfamilien nach und nach verschwanden oder ihre bevorzugte Stellung aufgaben, so blühte doch im allgemeinen die Stadt auf. Handel und Wandel und vor allem der Gewerbfleiß machten die Stadt zu einer der ersten Hessens, so daß sie anfangs des 16. Jahrhunderts nach Kassel, Marburg und Gießen als die vierte Stadt des Landes genannt wurde. Den Lockungen der Aufständischen im Bauernkriege widerstand sie und hielt treu zu ihrem Fürsten, obwohl sie im ganzen wenig Huld und Gnade von Hessens Landgrafen zu verspüren hatte. Nur Landgraf Moritz der Gelehrte nahm häufig im Eschweger Schlosse Aufenthalt und starb auch hier 1632. Später haben dann die Landgrafen von Hessen-Eschwege, ein Zweig der Rotenburger Nebenlinie des hessischen Landgrafenhauses, das alte Schloß bewohnt. Nach schweren Drangsalen im 30jährigen Krieg, in dem die Stadt fast völlig verwüstet wurde, erhob sich Eschwege

 

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