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B. Bericht über die Tätigkeit der
Zweigvereine.

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I. Zweigverein Kassel.


a. Öffentliche Monatsversammlungen.
(Im Saale des Evangelischen Vereinshauses.)

1. Monats Versammlung am 28. Oktober 1907.

Vortrag des Herrn Landbauinspektors Dr. phil. Dr. ing. Holtmeyer: "Die Hirsauer in Hessen"
Von den beiden zur karolingischen Zeit bestehenden Grundtypen für das Kirchengebäude, der Basilika und der Rundkirche, siegte die Form der Basilika, weil sie für Pfarr- und Klosterkirchen brauchbarer erschien, während die Rundkirche mehr für Repräsentationszwecke geeignet und deshalb vorzugsweise dem Hofgottesdienste zu dienen berufen war. Zudem bot die Basilika die Möglichkeit, durch Ausbauten eine Vergrößerung eintreten zu lassen und dem Grundriß die Kreuzesform zu geben. Es waren ganz besonders die Mönche der 910 vom Herzog Wilhelm dem Frommen, von Aquitanien gegründeten Abtei Cluny1), die den Basilikenstil verbreiteten. Von diesem Benediktinerkloster, das lange Zeit als das bedeutendste Kloster Frankreichs, ja des Abendlandes überhaupt galt, gingen Bestrebungen zur Reformierung der Mönchsorden aus, mit denen sich auch solche zur Verbesserung der Kirchenbaukunst verbanden. Überall in der christlichen Welt entstanden Klöster, die der Regel von Cluny folgten. Eins der hervorragendsten war das Schwarzwaldkloster Hirsau, auf dem rechten Nagoldufer. Abt Wilhelm, ein geborener Bayer, der im Jahre 1069 an die Spitze des Klosters Hirsau trat, war es besonders, der die Reformbestrebungen der Clunyacenser in Deutschland verbreitete, wobei er im Kampfe gegen Simonie, Laieninvestitur und Zölibat der Geistlichen stets streng auf Seite des Papstes stand.

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1) Im jetzigen französischen Departement Saône et Loire.

 

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