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Stadt, die durch unaufhörliche Fehden mit den Grafen von Solms bedrückt wurde. Innere Unruhen waren die Folge: der alte patrizische Rat wurde 1368 aus der Stadt vertrieben. Aber der neue demokratiche Rat mußte gleichwohl, durch die Tatsachen gezwungen, die nämliche Politik fortsetzen. Die Stadt verbündete sich 1373 mit den Landgrafen Heinrich und Hermann wider den Sternerbund. Dafür wurde sie 1375 durch Graf Johann von Solms überrumpelt, erobert und dem alten Rat unterstellt. Durch Anlage der Burg Hermannstein suchte sich nun der Landgraf zu sichern. Schon 1378 aber wurden die Solmser aus der Stadt vertrieben, im nächsten Jahre versöhnte sie sich und bald auch die Grafen von Solms mit dem Landgrafen. Zu einer Änderung ihrer Politik wurde die Stadt durch den 1382 erfolgten Bankerott und durch die unzufriedene Stimmung der unteren Klassen gezwungen. Der Vertrag, den sie 1393 mit Landgraf Hermann schloß, machte diesen tatsächlich zum Herrn der Stadt, und er wäre es geblieben, wenn nicht ein Aufstand des Henne Haberkorn, der 1394 die Stadt dem Landgrafen ganz in die Hände spielen wollte, mißglückt wäre. Jenen Vertrag hob jetzt König Wenzel ganz auf. Von da ab fehlen alle näheren Beziehungen bis zum Jahre 1470. Damals begab sich die Stadt in den Schutz des Landgrafen, er erhielt dafür eine jährliche Zahlung von hundert Gulden. Weiterhin ging die Stadt durch den Vertrag von 1536 aus der nassauischen Schutzvogtei in die landgräfliche über. - Der Vorsitzende dankte dem Redner für den gewährten Einblick in die interessanten politischen Beziehungen Wetzlars mit der hessischen Landgrafschaft.


4. In der Sitzung des 15. Januar1) machte Professor Rade Mitteilungen "aus Professor Henkes Nachlaß". Ernst Ludwig Theodor Henke, dessen einzige überlebende Tochter, unsere Mitbürgerin Fräulein Karoline Henke, dem Vortrage beiwohnte, vom Vorsitzenden mit einem Blumenstrauß begrüßt, wird

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1) "Oberhessische Zeitung" v. 18. 1. 1908.

 

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