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Marburg könne stolz darauf sein, daß es in der Elisabethkirche so bedeutende Arbeiten von der Hand eines Künstlers besitze, der, wenn er auch nicht an die großen Meister des 13. Jahrhunderts heranreiche, doch in seiner Zeit eine hervorragende Stellung eingenommen habe. Gerade jetzt, wo so bedeutsame Neuschöpfungen und Restaurierungsarbeiten in der Elisabethkirche vorgenommen würden, sei es an der Zeit, darauf hinzuweisen, daß ein solcher Besitz auch heilige Pflichten auferlege. Es komme weniger darauf an, die Formen der alten Meister nachzuahmen, als dem künstlerischen Geiste treu zu bleiben, in dem sie geschaffen hätten. - Für den von der zahlreichen Zuhörerschaft mit lebhaftem Interesse verfolgten Vortrag sprach der Vorsitzende. Herr Generalleutnant Beß, dem Redner den Dank der Versammelten aus und forderte weiter die Mitglieder auf, sich zur Führung einzelner Sommerausflüge wie zur Übernahme von Vorträgen im nächsten Winter bereit zu erklären.


7. Am 8. Juli1) erwiderte der junge, so kräftig emporgeblühte Biedenköpfer Geschichtsverein in Marburg den ihm im vorigen Jahre in Biedenkopf abgestatteten Besuch. Zahlreiche Marburger Mitglieder waren zu ihrer Einholung am Bahnhof erschienen bezw. gesellten sich an den weiteren Stationen, der Konditorei Markees, dem Schloß hinzu. Im Schloßhof hieß der Vorsitzende, Generalleutnant Beß, die Gäste herzlich willkommen und erteilte dem Herrn Archivar Dr. Rosenfeld das Wort zu einer kurzen Darlegung der Baugeschichte des Schlosses ungefähr folgenden Inhalts: Aus der ältesten Zeit der Burg, die seit dem 12. Jahrhundert erwähnt wird, sind höchstens einige ganz vereinzelte Reste von Bauteilen auf uns gekommen. Erst seit dem Ende des 13. Jahrhunderts mehren sich die Nachrichten, die sich mit größerer oder geringerer Sicherheit auf noch heute vorhandene Teile des Schlosses beziehen lassen und so eine - wenn auch nicht lückenlose - Erkenntnis der Entstehung des ganzen Baues ermöglichen. Etwa der

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1) "Oberhessische Zeitung" v. 12. 7. 1908.

 

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