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Wende des 13. Jahrhunderts werden so zuzuweisen sein: Der Kapellenbau mit der 1288 geweihten Kapelle, der Kapellentreppe in ihrer ursprünglichen, noch erkennbaren Form, mit der Sakristei und dem darunter liegenden Portal zu dem inneren Schloßhof, ferner der große Saalbau, dessen Erscheinung durch die Beseitigung des alten Zugangs und den Anbau des Westflügels später etwas verändert worden ist. Bauliche Anzeichen sprechen dafür, daß in jener Zeit an der südöstlichen Ecke des Saalbaues ein älterer hoher Bau, vielleicht ein Turm, gestanden; andere Nachrichten lassen in dem jetzigen unteren Leutehaus die alte Küchenanlage vermuten. In der Mitte des 14. Jahrhunderts etwa sind Teile des Südflügels entstanden; ganz ausgebaut wird dieser Bau aber erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts sein, zu einer Zeit, als Marburg die Residenz des Grafen Heinrich III. und Wilhelm III. war. In diese Periode sehr lebhafter Bautätigkeit gehört vor allem der sogen, "neue Bau" Wilhelms III., gehören Veränderungen des Leutehauses, endlich auch - fortgeführt wohl bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts hinein - der Ausbau des Westflügels. Erst durch eine neue, wiederum sehr fruchtbare Bauperiode unter Landgraf Ludwig IV. (1567-1604) wurde aber dann der Zustand geschaffen, der sich im wesentlichen heute darbietet. Damals entstand an der Südseite des Kapellenunterbaues die sog. "neue Stube", der Kapellenturm (der später im 18. Jahrhundert erneuert wurde), der Treppenturm in der Südwestecke des Hofes, der damals auch den Zugang zu dem großen Saal vermittelte ; daneben aber müssen Umbauten an fast allen Teilen des Schlosses stattgefunden haben, wie die zahlreichen neu gebrochenen Fenster aus jener Zeit beweisen. Die folgenden Zeiten, in denen das Schloß bekanntlich verschiedenen Zwecken diente, als Festung, Gefängnis, zuletzt Archiv, brachten ihm vorwiegend nur immer Umgestaltungen, allerdings so durchgreifender Art, daß wir über die frühere Einrichtung der Wohn- und Gebrauchszwecken dienenden Flügel eigentlich nur auf Vermutungen angewiesen sind. - Die lichtvollen Ausführungen Dr. Rosenfelds wurden

 

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